Zwei Liter Olivenöl als Honorar
Mit seiner wuchtigen Weiterschreibung der „Odyssee“von Homer schuf und hinterließ Nikos Kazantzakis ein Jahrhundertwerk. Nun erlebt es eine gebührende Würdigung.
Wie seltsam die Wege der Literatur doch mitunter sind. Er gilt zwar unbestritten als Dichter von Weltgeltung, dennoch hätte er es ohne die legendäre Verfilmung seines Romans „Alexis Sorbas“jenseits seiner griechischen Heimat wohl kaum über den Status eines „berühmten Unbekannten“hinaus geschafft. Und sein Roman, im Film mit viel Folklore und Sirtaki-Tänzen befeuert, würde sich heute vielleicht lediglich im Gepäck mancher lesefreudiger Touristen befinden, die mehr über das Lebensgefühl und die Denkweisen der Bewohner von Kreta erfahren wollen.
Nikos Kazantzakis, der große Einzelgänger und Außenseiter, der Ruhe- und Rastlose, den es von seiner Heimat Kreta aus quer durch Europa trieb, hätte dies wohl als Belanglosigkeit abgetan. Er erachtete viele seiner Romane, darunter auch die ebenfalls verfilmte „Letzte Versuchung Christi“, lediglich als literarische Zugaben, als „Ne- bensächlichkeiten“– so seine eigene Einschätzung.
Denn fast sein gesamtes Denken und all seine Schaffenskraft investierte er in einen in der Literaturlandschaft einzigartig dastehenden Monolith – in die Fortsetzung von Homers „Odyssee“. Fast 15 Jahre lang arbeitete er an seinem Versepos, immer wieder unzufrieden mit dem Resultat, erst 1938 vollendete er im siebenten Versuch die endgültige Version. Exakt 33.333 Verse umfasst die Weiterschreibung, ein Jahrhundertwerk ist es geworden, das ein mythisch-magisches Dreieck vollendet: das Werk von Homer, die „Göttliche Komödie“von Dante und eben die „Odyssee“von Kazantzakis.