Minister unbekannt
Mit seiner Glyphosat-Entscheidung hat Schmidt die Kanzlerin verprellt.
Eine Affäre führte Christian Schmidt in die erste Reihe der deutschen Politik. Im Februar 2014 übernahm der Mittelfranke das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft von seinem CSU-Parteikollegen Hans-Peter Friedrich, der im Zuge der Kinderporno-Enthüllungen um den SPD-Politiker Sebastian Edathy zurücktreten musste. Doch so richtig ist Schmidt, der zuvor Staatssekretär im Verteidigungsministerium war, nicht im Amt angekommen. In der Öffentlichkeit ist er der mit Abstand unbekannteste Minister des Kabinetts von Angela Merkel. Die Kanzlerin nahm den Juristen durchaus wahr – nicht immer nur angenehm. Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen TTIP hatte er gesagt: „Wir können nicht mehr jede Wurst und jeden Käse als Spezialität schützen.“Das war zusätzliches Öl ins Feuer, denn kurz vor der Übernahme des Ministeriums war der Verbraucherschutz aus seinem Amt ins Justizministerium ausgelagert worden. Daraufhin hielt ihm die ZDF-Satiresendung „heute show“das Schild „Je suis Greußener Salami“hin – Schmidt nahm es bereitwillig an und bekam nicht einmal mit, bei welcher Geschmacklosigkeit er mitspielte.
Nun hat er sich endgültig in Deutschland bekannt gemacht. Er hat mit seinem Ja zur Verlängerung der EU-Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat gegen die Weisungslage der geschäftsführenden Regierung aus SPD und Union und damit gegen die Geschäftsordnung der Bundesregierung verstoßen. Das verärgerte sowohl die SPD als auch Merkel, die ihren Minister ermahnte. Mit dem Alleingang hat er die Stimmung vor den Gesprächen über eine Große Koalition schon vorab vergiftet.