Fast wie ein Ski-Wunder
Marcel Hirscher, wer sonst? Der Salzburger holte sich den Sieg beim Riesentorlauf in Beaver Creek – und das mit Respektabstand. In seinem erst zweiten Rennen nach dem Knöchelbruch eine echte Sensation.
Marcel Hirscher bleibt ein Sportler der Superlative: Er siegte beim Riesentorlauf in Beaver Creek mit Respektabstand – im zweiten Rennen nach seinem Knöchelbruch.
Schon.“Die Antwort von Marcel Hirscher auf die Frage, ob seine Vorstellung nicht irgendwie doch einem Wunder gleichkommt, war kurz. Und passend. Denn egal, was der 28-Jährige auch tut, am Ende steht Erfolg. So scheint es. Und so gewann der Salzburger schon das zweite Rennen nach seinem im Sommer beim ersten Schneetraining erlittenen Knö- chelbruch. In Beaver Creek, auf 3000 Meter Seehöhe. Auf Skiern, die er wegen seiner Verletzung kaum testen konnte. Rund fünf Tage nach dem ersten Vergleich mit seinen eigenen Teamkollegen, der mit einem Rückstand von zwei Sekunden geendet hatte. „Die Woche war zäh, ja. Die Jungs haben mich ordentlich gewatscht, aber das hilft auch mir“, sagte Hirscher mit Siegerlächeln.
Die „Watschn“, die er bekommen hatte, war zugleich Antrieb. Hirscher und sein Team arbeiteten auf Hochtouren, fanden schnell den Schlüssel, um die neuen Ski, die fünf Meter weniger Radius und größere Taillierung aufweisen als vergangene Saison, besser zu kontrollieren. „Die erste Fahrt“, erzählte Hirscher, „war so, wie wenn Walter Röhrl ohne Spikes ein Auto auf Eis fährt. Aber wir haben schnell Mittel gefunden, um schneller zu werden.“Und wie schnell. Im zweiten Lauf vertraute er sogar einem Ski, den er davor nie in Toren getestet hat-
te: „Das tut man normal nicht. Aber es war mega“, verriet der Annaberger. Die Lehre: Auch fast drei Monate Pause scheinen Hirscher nicht zu stoppen. „Mein Fuß ist schon viel besser, als er in Levi war, ich habe es hier auch körperlich geschafft, auch wenn es anstrengend war.“Was er geschafft hat: Weltcupsieg Nummer 46, den 23. im Riesentorlauf, was ihn in der ewigen Bestenliste schon auf eine Stufe mit Mike von Grünigen bringt. Und: Saisonübergreifend war es schon der vierte Sieg in Serie. Die 0,88 Sekunden Vorsprung auf Henrik Kristoffersen versüßen das alles noch mehr.
Bleibt der Rest: Hinter Kristoffersen wurde der Halbzeitführende Stefan Luitz Dritter, schnappte damit Manuel Feller um eine Hundertstelsekunde den so heiß ersehnten ersten Podestplatz im Weltcup weg. Aber der schwer verkühlte Tiroler weiß: „Diese Woche war nicht einfach, ich brauchte Mut zur Lücke, zur Pause. Aber: Val d’Isère, ich komme ...“