Der lange Weg über die Stationen
Einige persönliche Erinnerungen an den Jubilar Peter Handke (75).
Bauer, so hieß der Professor. Er unterrichtete Geschichte, schien aber auch selbst nur mittelmäßig an dem Unterrichtsstoff interessiert zu sein. Er war vor allem eines: stolz. Sein Standardsatz bei meist misslungenen Prüfungen lautete: „Wenn S’ schon keine Geschichte mögen, dann lesen S’ wenigstens die Texte von meinem Buam. Oder die Geschichten vom Handke.“
Der Bua war Wolfi Bauer. Mit ihm entwickelte sich eine zwischen Dichtern und Kritikern nur höchst seltene Freundschaft. Der zweite Autor, Peter Handke, öffnete nicht nur den Weg zur Literatur. Er stellte eine unlösbare, lebenslange, dennoch ständig herausfordernde Aufgabe. Jene, unentwegt an und mit der Sprache zu arbeiten. Daran zu scheitern, es wieder zu versuchen und vielleicht besser zu scheitern.
Peter Handke, am 6. Dezember 1942 in Griffen geboren, war in seinen Grazer Jahren ein Phantom. Öffentlichkeitsscheu, trotzdem stets präsent. Tausende waren es, später in der Geschichte, die meinten, ihn erlebt und gesehen zu haben. Am ehesten wohl, man gestatte dieses Bild, im Radio. Etliche seiner frühen Erzählungen wurden im Hörfunk präsentiert. Handke selbst hatte seinen langen, konsequenten Weg durch die poetischen Stationen längst angetreten, oft seiner Zeit weit voraus, wir hatten seine „Hornissen“im Kopf und lernten alle Begriffe aus seiner „Publikumsbeschimpfung“auswendig. 1971 prägte sich ein Satz von Handke ein, der genügt, um all sein Schaffen, sein Gehen, Halten, Weitergehen, zu verstehen: „Indem ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“Handke tat dies; durch die Hingabe an die momentane Eingabe. Und er formte Weltliteratur daraus.