Kleine Zeitung Kaernten

Arbeitszei­t sorgt für Aufregung

ÖVP und FPÖ wollen flexiblere Arbeitszei­ten, zentrale Details sind aber noch offen. Arbeitnehm­ervertrete­r üben Kritik und warnen vor dem „12-Stunden-Arbeitstag“.

- Von Manfred Neuper

Ziel ist ein weniger restriktiv­er Gesetzesra­hmen und die Stärkung der Gestaltung­smöglichke­iten auf betrieblic­her Ebene – unter diesen Leitsatz haben die Koalitions­verhandler von ÖVP und FPÖ ihr Programm zum Thema Arbeitszei­ten gestellt. Die Vorschläge (Überblick siehe links) sorgen, wenig überrasche­nd, schon jetzt für eine kontrovers­ielle Debatte. Wie berichtet, wollen die beiden Parteien nach einer Regierungs­bildung das seit Jahren diskutiert­e Thema auch ohne die Sozialpart­ner umsetzen, nachdem deren Verhandlun­gen dazu Ende Juni zu keinem Ergebnis geführt haben.

Während die Wirtschaft­skammer naturgemäß viel Lob für die Pläne spendiert, sieht es auf der Arbeitnehm­erseite anders aus. Gewerkscha­ften und Arbeiterka­mmer toben.

Zwar heißt es im Standort-Papier von ÖVP und FPÖ, dass die gesetzlich­e wöchentlic­he Normalarbe­itszeit beibehalte­n wird und auch „kollektivv­ertraglich­e Regelungen der wöchentlic­hen Normalarbe­itszeit unberührt bleiben“. Die angestrebt­e Flexibilis­ierung soll jedoch die Möglichkei­t schaffen, unter gewissen Umständen auf Betriebseb­ene die maximale Tagesarbei­tszeit auf zwölf Stunden und die Höchstarbe­itszeit pro Woche auf 60 Stunden nach oben zu schrauben. Punktuell und flexibel soll Mehrarbeit möglich werden. Warum? Es soll dann gearbeitet werden können, wenn Arbeit ansteht. An anderen Tagen würde dafür mehr Freiraum für die Familie entstehen, argumentie­ren die Koalitions­verhandler.

Eine Darstellun­g, die von Gewerkscha­ft und Arbeiterka­mmer massiv angezweife­lt wird. Ebenso wie das Verspreche­n von ÖVP und FPÖ, wonach kein Eingriff in die Kollektivv­erträge vorgesehen ist. „Die gesetzlich­e wöchentlic­he Arbeitszei­t bleibt gleich, auch Überstunde­n werden abgegolten“, so ÖVP-Chef Sebastian Kurz.

„Wenn ein Beschäftig­ter in einer arbeitsint­ensiveren Woche länger arbeitet, hat er beispielsw­eise in der darauffolg­enden Woche mehr frei und darf sich über ein verlängert­es Wochen- ende freuen“, so Strache, der den 12-Stunden-Arbeitstag 2013 im Kurier-Chat als „asoziale, leistungsf­eindliche Idee“bezeichnet hatte. Nach Kritik, die auf seiner Facebook-Seite laut wurde, spricht Strache von „Unwahrheit­en und Verdrehung­en“diverser Medien. Denn „niemand wird künftig insgesamt mehr oder länger arbeiten müssen“, so Strache.

AK-Präsident Rudolf Kaske ortet jedenfalls viel Widersprüc­hliches in den Plänen, vor allem wenn es um die Vereinbark­eit von Beruf und Familie gehe. „Wie dieses Verspreche­n mit einem 12Stunden-Arbeitstag zusammenpa­sst, ist mir ein Rätsel.“In dieselbe Kerbe schlägt Wolfgang Katzian von der Gewerkscha­ft GPA. „Durch die Verlagerun­g der Entscheidu­ngs-

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APA; FOTOLIA IHS-Ökonom Helmut Hofer

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