KÄRNTNERIN DES TAGES
Anna-Carina Kristler (29) hat sich nach einer schweren Verletzung zurück auf den Fußballplatz gekämpft.
Anna-Carina Kristler steht nach Verletzung wieder im Fußballtor von Sturm Graz.
Es war die größte Niederlage, die ich jemals erfahren musste.“So beschreibt AnnaCarina Kristler jenen Moment im Frühsommer, als klar war, dass sie wegen einer Knieverletzung nicht an der FrauenFußball-Europameisterschaft teilnehmen würde können. Dabei hatte die Kärntnerin, die seit fünf Jahren das Tor von Sturm Graz hütet, während der Qualifikation einen Fixplatz im Nationalteam. Aufgeben kam für die 183 Zentimeter große Torhüterin aber nicht infrage: „Nach dem ersten Schock war klar, dass ich meine Karriere nicht so beenden wollte.“Während Österreichs Fußballdamen in den Niederlanden ein Sommermärchen erlebten, arbeitete sie an ihrer – erfolgreichen – Rückkehr zwischen die Pfosten.
Den Weg ins Tor fand die heute 29-jährige Kötschacherin im zarten Alter von neun Jahren. In der U10 des OSK Kötschach-Mauthen, wo sie als Mittelfeldspielerin auf dem Platz stand, herrschte Torhüter-Mangel. „Der Trainer hat es mit allen Burschen versucht und als Letzte mich ins Tor gestellt. Das hat sofort gepasst.“
Bis sie 15 war, spielte Kristler bei den Burschen mit, danach wechselte sie in die Damen- Mannschaft des SV Spittal. Bei einem Trainingslager wurde sie vom Nationalteamtrainer entdeckt und debütierte zwei Wochen später als 15-Jährige im Team-Trikot der U19. Mit 17 folgte der Wechsel zum FC Kärnten in die Bundesliga, Angebote aus Deutschland schlug sie aus. Als Sturm Graz eine Frauen-Sektion gründete, fand sie ihre neue sportliche Heimat. Seit vier Jahren trägt die Kämpfernatur die Kapitänsschleife der Schwarz-Weißen. Eine Führungsrolle, die ihrem Charakter entspricht: „Ich kann Menschen mitreißen und übernehme Verantwortung.“
Eigenschaften, die sich auch bei Kristlers zweiter Kar- riere als nützlich erweisen. Sie absolviert die Ausbildung zur Polizistin. Ihre Teamkarriere hat die seit sechs Jahren vergebene Kristler nach der Knieverletzung auch wegen dieser Doppelbelastung beendet, mit den Sturm-Damen will sie in der kommenden Saison wieder auf die europäische Bühne.
Für die Zukunft des Frauenfußballs wünscht sie sich für den Nachwuchs in Kärnten und Tirol neben der Fußballakademie in St. Pölten ein Leistungszentrum im Westen Österreichs: „Leider gibt es hier noch immer zu wenig Anlaufstellen für Mädchen.“Kristler selbst will jedenfalls zurück nach Kärnten. Aber: „Später!“