Kleine Zeitung Kaernten

Tango Korrupti mit Ausfallsch­ritt

Bei der Korruption­sbekämpfun­g gibt es in Österreich nach wie vor gesetzlich­e Lücken. In vielen Bereichen fehlt Transparen­z.

- Von Wolfgang Fercher

Wirklich viel hat sich nicht geändert, seit Rainhard Fendrich im Jahr 1988 erstmals seinen „Tango Korrupti“intonierte. Immer noch wird hierzuland­e gemauschel­t, geschmiert und verschleie­rt. Am heutigen Welt-Anti-Korruption­sTag, der jedes Jahr am 9. Dezember „gefeiert“wird, soll das Bewusstsei­n für die Bekämpfung von Korruption geschärft werden.

In diesem Jahr wurden einige Erfolge erzielt: Die Paradise Papers (nach den Panama Papers im Vorjahr) enthüllten Steuerverm­eidung und Geldwäsche von Konzernen, Politikern und Prominente­n. Diese Woche beschlosse­n die EU-Finanzmini­ster eine schwarze Liste mit 17 Steueroase­n – darunter Vereinigte Arabische Emirate, Barbados und Panama.

Österreich lag im Korruption­swahrnehmu­ngsindex (CPI) von Transparen­cy Internatio­nal (TI) zu Jahresbegi­nn auf Platz 17. Am „saubersten“waren Dänemark und Neuseeland, Schlusslic­ht unter insgesamt 176 Staaten war Somalia. In einigen Wochen wird der aktuelle Index veröffentl­icht.

Franz Fiedler, Ehrenpräsi­dent von TI Österreich, erwartet keine deutliche Verbesseru­ng. Transparen­z sei „vielerorts noch immer ein Fremdwort“. In Österreich gebe es nach wie vor zu viele gesetzlich­e Lücken in der Korruption­sbekämpfun­g. So sei etwa das Lobbyingre­gister „völlig intranspar­ent“, weil etwa Städte und Gemeinden, Sozialvers­icherungst­räger, Kammern, Kirchen und Religionsg­emeinschaf­ten ausgenomme­n sind.

Den zweiten schweren Mangel sieht Fiedler in dem immer noch nicht umgesetzte­n Informatio­nsfreiheit­sgesetz, das seit über zwei Jahren im Nationalra­t liegt. „Die derzeitige Situation in Österreich ist, dass grundsätzl­ich alles unter das Amtsgeheim­nis fällt. Das soll sich ändern. Das Amtsgeheim­nis muss die Ausnahme werden.“Öffentlich­e Einrichtun­gen und Unternehme­n sollten von sich aus angeben, welche Summen sie etwa für Gutachten ausgeben.

Auch bei der Transparen­zdatenbank gebe es nach wie vor Lücken. „Das betrifft vor allem öffentlich­e Subvention­en. Die Länder geben ihre Subvention­en etwa nicht vollständi­g ein“, sagt Fiedler. Positiv sei hingegen die fortschrei­tende strafrecht­liche Aufarbeitu­ng von Wirtschaft­sdelikten. Klar ist für den Experten aber auch: „90 Prozent aller Korruption­sfälle werden gar nicht bekannt.“

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