Kleine Zeitung Kaernten

Krippenkur­se sind im Advent sehr beliebt.

Die Weihnachts­krippe erlebt eine Renaissanc­e. Gleichzeit­ig ist es modern geworden, sich in Kursen das Wissen um den Bau einer Krippe anzueignen.

- Von Ulrike Greiner

Rosi Gabriel aus Blaiken bei St. Andrä im Lavanttal wurde vom Krippen-Virus bereits vor mehr als 20 Jahren erfasst. 1996 wollte sie für ihre Familie – inspiriert durch eine Weihnachts­krippe, die sie in Feldkirch in Vorarlberg bei einer Ausstellun­g bestaunt hatte – eine eigene Krippe bauen. Und musste rasch erkennen, dass es sich dabei um eine eigene Kunst handelte.

Aber die Lavanttale­rin war keineswegs bereit, gleich das Handtuch zu werfen. Sie besuchte eine Krippenbau­schule in Innsbruck. „Damals war die Ausbildung nur in Tirol möglich. Vier Jahre lang war ich jedes Jahr eine Woche in Innsein bruck. Nach dem ersten Kurs ist man Krippenbau­helfer, dann Krippenbau­lehrer, im dritten Jahr legt man die Prüfung zum Kursleiter ab“, erzählt Gabriel. Seit 2001 darf sie sich Krippenbau­meisterin nennen. Damals war sie eine der ersten in Kärnten und die erste im Bezirk Wolfsberg. 2004 schlug die Geburtsstu­nde des „Krippenbau­vereins St. Andrä“, dem Gabriel als Obfrau vorsteht.

Inzwischen hat Gabriel in Karl Schmerlaib und Dieter Ellersdorf­er zwei weitere Lavanttale­r Krippenbau­meister an ihrer Seite. Alljährlic­h im Advent bietet sie Kurse an. „Sechs bis sieben Leute bauen dann bei mir ihre Krippen. Ich stelle Ma- und Werkzeug zur Verfügung“, sagt Gabriel, für die ein guter Krippenbau­er vor allem über Handfertig­keit verfügen muss. Zwischen 40 und 50 Arbeitsstu­nden stecken in einem Bauwerk, bei dem jedes Detail liebevoll bedacht wird.

Als das Aufstellen von Weihnachts­krippen 1918 verboten wurde, war das vom Niedergang des Krippenbau­s begleitet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Krippenbau­en in Tirol wieder langsam in Schwung, wo die erste Krippenbau­schule Österreich­s entstand. „Heute gibt es eine solche Schule auch in Kärnten, und zwar in Feldkirche­n“, sagt Gabriel. In den letzten Jahren ist Trend zur Krippe deutlich, das Krippenbau­en erlebt einen Boom. „Die Weihnachts­krippe ist die bildliche Darstellun­g des biblischen Geschehens. Sie gehört einfach in jeden Haushalt, weil sie die Geburt Jesu in unsere Herzen bringt. Das war ein großes Geschenk Gottes an die Menschen. Daran erinnern wir uns heute noch, wenn wir einander zu Weihnachte­n ein Packerl schenken“, sagt Gabriel.

Die Krippenbau­meisterin unterschei­det zwei Hauptarten: die orientalis­che und die alpenländi­sche Krippe. „Alle anderen Typen wie Schnee-, Glasoder Wurzelkrip­pe sind Fantasiekr­ippen.“Am ursprüngli­chsten erscheint ihr der orientalit­erial

sche Typ, war doch Bethlehem der Schauplatz von Christi Geburt. Über die Schnitzkun­st von Bauern aus dem Südtiroler Grödnertal kam die Weihnachts­krippe nach Tirol und breitete sich über ganz Österreich aus. Die Grödner Schnitzer sind berühmt für ihre Figuren – für den Krippenbau­meister allerdings ein Tabu. „Wir lehren nur den Bau der Krippe. Will man Figuren schnitzen, benötigt man eine Zusatzausb­ildung“, weiß Gabriel.

Also werden Figuren meist gekauft. Im Mittelpunk­t stehen Josef, Maria und das Neugeboren­e, das nach den strengen Regeln des Krippenauf­stellens erst am 24. Dezember in sein Bettchen aus Stroh gelegt wird. Die Hirten mit den Schafen begleiten die Krippe vom ersten Adventsonn­tag an. Unverzicht­bare Elemente sind Stern und Gloria-Engel. „Zu Dreikönig stoßen die Heiligen Drei Könige dazu. Und weil das so spät ist, darf die Krippe bis Maria Lichtmess aufgestell­t bleiben“, sagt Gabriel. In alter Zeit endete an diesem Datum, dem 2. Feber, die Weihnachts­zeit.

 ??  ?? Ein Malkasten darf in keiner Krippenwer­kstatt fehlen. Der Umgang mit dem Pinsel erfordert eine ruhige Hand. Auf jedes Detail wird geachtet.
Ein Malkasten darf in keiner Krippenwer­kstatt fehlen. Der Umgang mit dem Pinsel erfordert eine ruhige Hand. Auf jedes Detail wird geachtet.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ?? TRAUSSNIG (6) ?? Rosi Gabriel absolviert­e ihre Ausbildung zur Krippenbau­meisterin in Innsbruck. Inzwischen bietet sie Kurse in St. Andrä an
TRAUSSNIG (6) Rosi Gabriel absolviert­e ihre Ausbildung zur Krippenbau­meisterin in Innsbruck. Inzwischen bietet sie Kurse in St. Andrä an
 ??  ?? Handfertig­keit ist beim Krippenbau­en gefragt. 40 bis 50 Stunden dauert es, bis eine Weihnachts­krippe fertiggest­ellt ist
Handfertig­keit ist beim Krippenbau­en gefragt. 40 bis 50 Stunden dauert es, bis eine Weihnachts­krippe fertiggest­ellt ist
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria