„Es gibt eine türkis-blaue Einigung“
Um 21 Uhr am Freitagabend war es so weit: Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache hatten sich geeinigt. Details gibt es erst heute.
Eigentlich hätte um 18 Uhr alles fertig sein sollen. Nach 51 Verhandlungstagen wollten ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Chef HeinzChristian Strache vor die Medien treten und ihren Durchbruch verkünden. Im Palais Epstein warteten Journalisten, Fotografen und eine Batterie von Kamerateams auf den Moment, doch vergebens. Auch die Zeit im Bild verstrich ungenutzt. Sprecher des ÖVP-Chefs maßregelten den ORF-Redakteur nachher, weil der in der Sendung behauptet hatte, der KurzPartei fehle noch ein Finanzminister. Zu spät angefragt habe der Parteichef, hatte Hans Bürger behauptet, ein paar Absagen erhalten. Stimmt nicht, widersprachen die Sprecher, ohne freilich andere Gründe für die Verzögerung anzugeben.
Erst gegen neun zeichnete sich Bewegung ab. Emsige Ordner mussten Flaggen und Mikros neu ordnen, damit das Bild nicht an die gewohnten Szenarien bei der Verkündung von Zwischenergebnissen erinnern. Ein Fotograf, der sich das Warten am Punschstand zu fröhlich vertrieben hatte, wird des Saals verwiesen. Dann kommen die beiden Parteichefs im offenen Kragen und wohlgelaunt in den Saal. Strache in Jeans und Fantasietracht, Kurz im blauen Anzug. „Es gibt eine türkis-blaue Einigung“, sagt Kurz.
Der ÖVP-Chef betont den neuen Stil, den er auch im Wahlkampf beschworen hatte. Stets
man auf Augenhöhe miteinander geredet, die Gespräche seien von Respekt geprägt gewesen. Gemeinsam habe man die Basis für Veränderungen gelegt.
Im System wolle man sparen, nicht bei den Menschen – auch das hatte man von Kurz im Wahlkampf oft gehört. Mehr Sicherheit, Kampf gegen illegale Migration, Steuerentlastungen, kurz zog das letzte halbe Jahr noch einmal vorüber.
Strache erwidert die Komplimente an den „lieben Sebastihabe an“, spricht vom „klaren Auftrag“, die Probleme der Menschen ernst zu nehmen. Da und dort habe es unterschiedliche Ansätze gegeben, sagt er vage. Strache spricht von der Notwendigkeit zur „Demut“, um auch Kompromisse eingehen zu können, das „realpolitisch Mögliche möglich zu machen“. Am Rand des Saals stehen, etwas ermüdet, aber sichtlich erleichtert, die jeweils vier Mitstreiter der beiden Parteichefs.
Zuletzt bitten Strache und Kurz noch um Entschuldigung, dass sie zu Inhalt und Ministerliste nichts sagen können, weil erst heute Früh um 8.30 Uhr bereits Bundespräsident Alexander Van der Bellen informiert und anschließend die Parteigremien der beiden Parteien mit dem Ergebnis konfrontiert werden müssen. Dann erst werde die Öffentlichkeit über die Pläne der neuen Regierung informiert.
Die Liste der Minister, die die FPÖ auf die Regierungsbank entsenden wird, war gestern Abend weitgehend klar. Viel Unsicherheit herrschte hingegen aufseiten der ÖVP. Nur so viel: Zwei Überraschungen sollen dabei sein.