Zur Person
großen Machthaber der sogenannten Revolution, erzählte einmal, dass er sich als Frau verkleidete, um der Polizei des Schah zu entkommen. Und ein ehemaliger iranischer Präsident, der heute in Frankreich lebt, flüchtete ebenfalls als Frau verkleidet. So nahe können Filmwitz und Realität sein.
Sie haben in Ihrer ehemaligen Heimat zwei Diktaturen erlebt. Wie ergeht es Ihnen persönlich, wenn Sie irgendwo an einer verschleierten Frau vorbeikommen?
Meine Reaktion ist irgendwie irreal. Angst und Ablehnung stellen sich ein, und das führe ich auf meine Kindheit unter dem Islamischen Regime zu-
Geboren am 18. Juni 1968 in Rascht im Iran, wo sie zwei Diktaturen miterlebt hat. Mit 15 Jahren nach Frankreich gekommen. War zunächst Cutterin, bevor sie die Regie von Dokumentarfilmen übernommen hat. Ihr erster Film war „S.O.S à Téhéran“. Derzeit läuft „Voll verschleiert“in den Kinos.
rück. Frauen in Niqabs gehörten zur iranischen Miliz. Sie waren bewaffnet und oft viel brutaler und rücksichtsloser als die männliche Miliz.
Haben Sie ins Drehbuch viel Persönliches eingebaut?
Mitra, Armands Mutter, ist eine Kombination aus meiner Mutter, meinem Vater und mir. Mein Vater war Kommunist, die Mutter stand politisch rechts. Sie können sich vielleicht vorstellen, wie es bei uns zu Hause manchmal zuging. Es gibt im Film auch kleine Erlebnisse, die ich selbst hatte. Etwa, als ich im Iran „S.O.S. à Téhéran“drehte. Da musste ich einen Tschador tragen, als ich an diversen Stel- len Genehmigungen einholte. Ich stolperte und verletzte mich mehrmals, als sich meine Füße im bodenlangen Stoff verfingen. Und als ich versuchte, mit meinem Umhang heißen Tee zu trinken, verschüttete ich ihn und verbrühte meine Hand. Wie Armand in einer Szene. Mein Augenzwinkern bei diesem Film geht auch so weit, dass ich echte Asylwerber für Minirollen engagierte. Ich habe einiges von ihnen gelernt.
Finden Sie Humor und Satire demaskierender als andere dramaturgische Mittel?
Na, was glauben Sie, warum Diktatoren so empfindlich darauf reagieren? Humor ist die stärkste Waffe. Der fehlt den Tugendwächtern völlig. Bei ihnen hat man das Gefühl, dass Lachen im Islam verboten ist.
Arbeiten Sie an einer neuen Komödie? Diesmal vielleicht eine weniger „scharfe“Story?
Ich bin am Schreiben. Die Handlung spielt in einem syrischen IS-Lager. Denken Sie, dass das weniger scharf sein wird?