Fast die Hälfte der Professoren an Klagenfurter Uni sind Deutsche. Kommen Inhalte aus Österreich zu kurz?
An der Uni Klagenfurt sind 44 Prozent der Professoren Deutsche. Kommen deshalb österreichische Inhalte zu kurz?
Der Kaffee kommt noch mit Schlagobers statt mit Sahne, die Professoren verteilen keine Sechsen und schwarzrot-goldene Fahne weht bisher ebenfalls keine über der Uni Klagenfurt. Dennoch schreibt selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) von einer „Germanisierung“an den österreichischen Universitäten – und nennt dabei explizit die Universität Klagenfurt. Warum? An keiner anderen Uni in Österreich lehren anteilsmäßig so viele Universitätsprofessoren, die aus Deutschland stammen.
32 der 72 Professoren in Klagenfurt sind Deutsche. Das sind 44 Prozent. Der ÖsterreichSchnitt liegt bei 28 Prozent. „Ausschreibungen für Professuren sind immer international,
denn für das jeweilige Fachgebiet soll der oder die Beste gefunden werden. Natürlich geht dieser Ansatz manchmal durchaus mit der zitierten Germanisierung einher“, sagt Universitätssprecherin Annegret Landes. Es liege nahe, dass oft Deutsche zum Zug kommen: Sprachkenntnisse, räumliche Nähe.
Doch vor allem in der Geisteswissenschaft wird die hohe Zahl der deutschen Professoren mitunter kritisch gesehen. Interessiert sich ein deutscher Historiker für den österreichischen Ständestaat? Kennt sich ein deutscher Germanist mit der Wiener Kaffeehausliteratur aus? Schließlich lehren diese Professoren auch Studenten, die an österreichischen Schulen Deutsch und Geschichte unterrichten sollen. „Natürlich be- schäftigen wir uns sehr stark mit lokalen Inhalten“, widerspricht Klaus Schönberger, Vorstand des Instituts für Kulturanalyse und ebenfalls Deutscher. Auch Universitätssprecherin Landes sieht hier keine Gefahr: „Es hängt von der Stellenausschreibung ab. Dort werden die grundlegenden Inhalte von Lehre und Forschung definiert. Unser Institutsvorstand für Geschichte ist etwa Deutscher, forscht aber zum Wiener Kongress.“
Doch warum haben Österreicher gegenüber Deutschen bei solchen Positionen scheinbar oft das Nachsehen? Vielleicht, weil sie sich gar nicht bewerben. „Wir wollten Stellen mit Österreichern besetzen, es gab aber kaum Bewerbungen“, sagt Universitätsprofessor Schönberger.
Viele österreichische Forscher suchen ihr akademisches Glück nicht an heimischen Unis, sondern im Ausland (auch weil das für den Lebenslauf wichtig ist). So lehren und forschen anteilsmäßig mehr Österreicher an deutschen Unis als Deutsche an österreichischen. Eine „Austrifizierung“wird bei unseren Nachbarn aber noch nicht beklagt.