Kleine Zeitung Kaernten

Vom Kribbeln, Nachdenken und von Olympia

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Ich bin selbst schon gestern nach Kitzbühel gereist. Und dabei habe ich festgestel­lt, dass sich eines über die Jahre nicht geändert hat: Wie früher als Aktiver wartet man auf den Moment, an dem man den ersten Blick auf die Strecke erhaschen kann. Das Kribbeln ist immer noch da – zum Glück fehlt aber das Adrenalin, fahren muss ich nicht mehr, das gefällt mir ganz gut. Was mir auch gut gefallen hat, war die Abfahrt in Wengen. Obwohl manche meinten, dass es eigentlich schnell langweilig wurde, weil Beat Feuz und Aksel Lund Svindal außer Reichweite waren. Das ist für Wengen gar nicht ungewöhnli­ch – schon oft waren die niederen Nummern bevorzugt. Eine ganz natürliche Erklärung: Wenn die Sonne auf den Hang knallt, dann entsteht eine Thermik mit Wind von un- ten nach oben. Woran es aber wirklich gelegen hat, dass die späteren Nummern das Rennen schon oben verloren haben, ist schwierig zu erklären. Es kann ja auch daran liegen, dass Feuz und Svindal wirklich besser gefahren sind, das Zeug dazu haben sie ja allemal. Eines muss ich aber schon dazu sagen: Ich ziehe den Hut vor Beat Feuz, dass er die Nummer eins gewählt hat – das zeugt von viel Selbstvert­rauen. Ich habe dieses Experiment nur ein Mal gewagt, statt Erster wurde ich Elfter – und habe danach die Nummer eins gemieden.

Klar ist aber, dass auch in Kitzbühel am Samstag die niedrigen Nummern gefragt sein werden, auch hier wird das Licht über die Traverse schlechter, je länger es dauert. Und wir wissen aus der Vergangenh­eit, was passieren kann, wenn es nach dem Hausberg dunkel wird. Ich kann mir deshalb vorstellen, dass selbst Svindal in Kitzbühel noch mehr nachdenkt, bevor er den Ski wieder gnadenlos nach unten drückt und Kampflinie fährt. Mein Wunsch: eine Kitz-Woche ohne schwere Stürze. ei den Österreich­ern geht der Trend, fast wie erwartet, nach oben. Sie waren mit den hohen Nummern eindeutig die besten, Matthias Mayer im unteren Teil klar der Schnellste. Das macht die Freu-

Bde auf Kitzbühel aus heimischer Sicht noch größer. Was auch nicht unwichtig ist: Mit Mayer, Hannes Reichelt, Vincent Kriechmayr und Max Franz steht das Olympia-Team praktisch fest – im Super-G wie in der Abfahrt. Auch Romed Baumann kann als fünfter Mann schon planen. Das lindert zwar den Druck, offenbart aber etwas anderes: Von der zweiten Garde hat nach wie vor keiner den Anschluss an die Spitze gefunden – es auf der Streif zu schaffen, grenzt fast an ein Wunder.

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Der Sprung über den Hausberg in die spektakulä­rsten letzten Passagen
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