Kleine Zeitung Kaernten

„Sie sagen, es gilt das einheitlic­he Volk“

Politologe Reinhard Heinisch erklärt, warum so viele Menschen für populistis­che Parteien anfällig sind.

- Interview: Danilo Reimüller

Sie sagen, der Populismus ist längst in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen. Wie funktionie­rt Rechtspopu­lismus?

REINHARD HEINISCH: Vereinfach­t gesagt, vertreten populistis­che Politiker und Parteien zwei Strategien: Zum einen sagen sie, es gilt das einheitlic­he Volk und wissen, was das Volk will. Zum anderen behaupten sie, das Volk wird von bösen Eliten verschauke­lt, die dem Volk

etwas aufzwingen wollen. Populisten verschreib­en sich eben ganz dem, was populär ist.

Steht die westliche Demokratie an einem Wendepunkt?

Ja. Rechtspopu­lismus ist nicht antidemokr­atisch, die Idee ist eine liberale und fußt auf dem Grundstein: Das Volk hat immer recht. Die Gefahr besteht allerdings darin, dass sich der Demokratie­charakter ändert. Rechtspopu­listische Demokra-

tie läuft auf eine Aufhebung der Kontrollin­stanzen zu.

Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenha­ng Kärnten?

Nehmen wir den Hypo-Skandal: Der ist das beste Beispiel für eine populistis­che Partei. Alle Kontrollin­stanzen wurden ausgeschal­tet, um Dinge zu tun, die populär sind. So kam es zu einem kollektive­n und schwerwieg­enden Irrtum.

Das Land Kärnten ist hoch ver- schuldet, trotzdem wird die FPÖ von vielen Kärntner gewählt. Das Beispiel Hypo ist für viele nicht nachvollzi­ehbar, weil ,die Alten Schuld daran waren‘. Jörg Haider hat es sehr früh verstanden, dass in der heutigen Zeit Menschen unterhalte­n werden wollen. Aussagen und Forderunge­n werden in einfache Szenarien übersetzt. Dinge werden dann unkorrekt ausgedrück­t und die Zuhörer sagen: Der

traut sich was. Und so wird ein Werbeeffek­t erzielt.

Der Erfolg der Rechtspopu­listen wird also länger anhalten?

Demokratie lebt von Richtungsw­echsel und Wahlen haben Konsequenz­en. Man muss aber früh genug auf diese hinweisen und vor Gefahren warnen. Das heißt aber nicht, unsere neue Bundesregi­erung an den Pranger zu stellen.

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KK Demokratie­Forscher Reinhard Heinisch: „Vor möglichen Gefahren warnen“

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