„Kärntens digitale Zukunft hat Priorität“
Raiffeisen-Chef Peter Gauper spornt Landespolitik und den Finanzminister an. Spürbarer Aufschwung, Zinsen bleiben tief.
Die Raiffeisenbank International hat 2017 in den ersten neun Quartalen das Ergebnis von 433 auf 910 Millionen Euro verdoppelt. Generaldirektor Johann Strobl spricht von einem sehr zufriedenstellenden Jahr. Können Sie das auch für die Raiffeisen Landesbank Kärnten sagen?
PETER GAUPER: 2017 war auch für uns sehr zufriedenstellend. Wir spürten die positive Konjunktur vor allem im zweiten Halbjahr. Die konjunkturelle Dynamik, die zurzeit im Markt ist, hat sich auf die Stimmung bei den Unternehmern und auf die Investitionsbereitschaft ausgewirkt.
Sie sind größter Finanzierer des Mittelstandes in Kärnten. In welchen Branchen spüren Sie den stärksten Aufwind?
Wir spüren die Dynamik quer durch alle Branchen. Für uns ist erfreulich, dass wir 2017 wieder größere, auch durchaus strategische Investitionen im Tourismus begleiten durften, sowohl in Sommer- als auch Winterdestinationen. Wir begleiten verstärkt Unternehmen, die Dienstleistungen exportieren. Auch im Gewerbebereich werden wieder mehr Ersatz- und Erneuerungsinvestitionen getätigt.
Sie forderten von der Landespolitik immer wieder Strukturänderungen. Jetzt läuft die Konjunktur in Europa, Österreich und auch Kärnten, wo gewählt wird. Können Sie die Herausforderungen der künftigen Landesregierung skizzieren?
Die Regierung ist aufgefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Wirtschaft hier vernünftig arbeiten kann. Es gilt, jene Schwerpunkte umzusetzen, die schon im bestehenden Regierungsprogramm definiert sind – Schlagwort „unternehmerfreundlichster Standort“. Die größte Herausforderung sehe ich im Umsetzen der besprochenen und auch akzeptierten drei großen Ziele für das Land als Wirtschaftsstandort. Allen voran hat Infrastruktur zu schaffen für die digitale Zukunft Priorität. Ein ganz großes Thema ist, dass Verwaltungsbehörden unbürokratischer für die Wirtschaft und Unternehmer werden. Und es gilt, jene freien Mittel, die wir haben, schwerpunktmäßig in Bildung und Bildungsstätten zu investieren.
Die Digitalisierung fordert auch die Banken heraus. Ein Thema, das Sie auch für das Konjunkturforum 2018 ausstecken. Was haben Sie für das heurige Jahr für Pläne im eigenen Haus?
2018 werden wir im Bereich der Digitalisierung für unsere Kunden neue Dienstleistungen anbieten. Wir wollen unsere Kunden als Bankpartner in die digitale Bankwelt Schritt für Schritt begleiten. Unser Credo ist: digitales Angebot, bequem, sicher, überall verfügbar. Aber zugleich die persönliche Beratung vor Ort, die wir ausbauen, nach dem Motto: digital, regional, überall.
ein Jahr mit niedrigen Zinsen. Für Ihre Sparkunden allerdings auch ein Jahr mit sehr niedrigen Zinsen. Das wird sich 2018 nicht ändern, wenn man die Politik der EZB und Mario Draghis anschaut.
Wir erwarten uns 2018 keine Änderung aus Sicht der Sparer und der Kreditnehmer, aber wir erwarten und fordern immer stärker eine Wende der außerordentlich expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Bei einer Inflationsrate von zwei Prozent, die auch das Ziel der EZB war, und bei einer derart robusten Konjunktur, wäre es vernünftig und wichtig, zu einer Normalität in der Zinsstruktur und der Zinslandschaft zu kommen. Vor allem geht es uns darum, dass die Politik der Negativzinsen beendet wird.
Sind die Negativzinsen überhaupt noch argumentierbar?
Aus unserer Sicht nicht, außer mit politischen Argumenten, dass die Refinanzierung der Staaten und der öffentlichen Haushalte dadurch extrem entlastet wird. Aber für die Banken ist es weiterhin eine starke Belastung, die bei der jetzigen Konjunktur und mit dieser Inflation aus unserer Sicht nicht mehr zu rechtfertigen ist.
Durch das absehbar gute Ergebnis der Raiffeisenbank International winkt der Raiffeisen Landesbank Kärnten als Aktionär der RBI für 2017 wieder eine Dividende. Das verspricht auch ein steigendes Ergebnis für die RLB?
Der Vorstand der RBI hat eine Dividende in Aussicht gestellt. Unser Anspruch ist es aber, unser Haus und unser Ergebnis auch unabhängig von der Dividende positiv weiterzuentwickeln. Uns geht es darum, die Kundenorientierung weiter auszubauen, Zuwächse im Volumen und bei den Kunden zu erwirtschaften und wir sind für das 2018 zuversichtlich, dass wir diesen Schwung und dieses Momen- tum der Stimmung, die wir in der Wirtschaft haben, auch in Zuwächse in der RLB und den Kärntner Raiffeisenbanken mitnehmen können.
Die Aktienmärkte haben sich 2017 stark entwickelt, von der Wall Street bis zur Wiener Börse. Was erwarten Sie zur Belebung des Kapitalmarktes vom neuen Finanzminister Hartwig Löger, der als bisheriger Uniqua-Vorstand aus Ihrem Sektor kommt?
Ich erwarte mir vom neuen Finanzminister Verständnis für die Anliegen der Finanzwirtschaft aufgrund seiner Erfahrung. Natürlich muss er das in der gesamten Regierung unterbringen. Unsere dringendsten Forderungen an ihn sind die Stärkung der Regionalbanken sowie Proportionalität, also Angemessenheit der Umsetzung der Regularien in das nationale Recht, dort wo die Bundesregierung Möglichkeiten hat. Wir werden ihm auch erklären, dass die Regionalbanken für unsere Wirtschaftsstruktur in Österreich wie in Kärnten der überwiegende Partner sind und es deshalb erforderlich ist, auch hier angemessene Rahmen zu schaffen.
Negativzinsen sind bei der robusten Konjunktur und bei der aktuellen Inflation nicht mehr zu rechtfertigen.
Peter Gauper, Vorstand Raiffeisen Landesbank