Heute tobt der Zweikampf um die Bundeshauptstadt
Wer folgt Michael Häupl als Wiens SP-Chef und Bürgermeister, Michael Ludwig oder Andreas Schieder? Die SPÖ wählt heute.
Lange gab es nur einen Kandidaten für die Nachfolge an der Spitze der wichtigsten Landesorganisation der SPÖ: Michael Ludwig. Der Wohnbaustadtrat hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass er als Parteichef und Bürgermeister antreten werde, nichts konnte seine Siegessicherheit trüben. Im November erhielt er dann doch noch Konkurrenz: Andreas Schieder, der geschäftsführende Klubobmann der neuen Oppositionspartei, warf seinen Handschuh in den Ring.
Die Partei zelebriert die Wahl seit zwei Wochen. Zwei Tage lang stellten sich die Kandidaten Hearings hinter verschlossenen Türen, um den Delegierten schon im Vorfeld die Orientierung zu erleichtern. Anschließend gab man sich freundlich, verbindlich und vermied jeden Anschein von innerparteilichem Streit. Die Idee, die Debatte vor der Abstimmung unter Ausschluss der Medien abzuhalten, verwarf die Partei nach scharfer Kritik.
Heute um neun Uhr Vormittag versammeln sich die knapp 1000 Delegierten in der Messehalle Wien zu einem sechs- bis siebenstündigen Sonderparteitag. Zur Eröffnung spricht Parteichef Christian Kern, für den ein geordneter Übergang in der stärksten Landespartei überlebenswichtig ist. Gleich im Anschluss hält Michael Häupl seine Abschiedsrede als Parteichef. Das Bürgermeisteramt will er ja erst später abgeben, im Mai, wie er andeutete.
Nach Häupl schlägt die Stunde der beiden Kandidaten. Noch einmal werden sich beide an die Delegierten wenden. Die folgende Diskussion könnte schon die Kräfteverhältnisse erkennen lassen. Es folgt die Wahl und der Abschied von Häupl in seiner Funktion als Wiener SPÖ-Chef. Das Ergebnis der Wahl soll um etwa 15 Uhr feststehen.
Im Vorfeld hatten die Kandidaten noch einige Versprechungen in den Raum gestellt. Andreas Schieder will 25.000 Gemeindewohnungen bis 2025 bauen, Michael Ludwig Häupl zum Ehrenvorsitzenden der Wiener SPÖ machen. Beide sind dafür, eine Wartefrist für den Bezug von Sozialleistungen in Wien einzuführen. Unzufrieden mit dieser Idee fragte der scheidende Amtsinhaber, wovon denn die Betroffenen in der Zwischenzeit leben sollten. Eine Wahlempfehlung lehnte Häupl stets ab: „Ich übergebe keinen Erbbauernhof “, sagte er wiederholt. Die Delegierten wüssten selber, was zu tun sei.