Kleine Zeitung Kaernten

Niki Lauda verrät, wie er das Match um „Niki“gewonnen hat und nun wieder abheben will.

- Heimflug.

„Wann kann ich bei Ihnen buchen?“– „Im März.“– „Auch für meinen Hund?“– „Klar“. Niki Laudas Auskunft im Café ist gefragt. Macht er gern. Uns verrät er, wie er das Niki-Match nach Hause geholt hat.

Sind Sie mir sehr böse, wenn ich Sie frage, ob Ihnen nach dem Niki-Deal jetzt viele sagen: „Hut ab, Herr Lauda!“?

NIKI LAUDA: Also, ich muss ehrlich sagen, solche Reaktionen wie auf den Niki-Kauf, so ein Echo habe ich noch nie gehabt. Nicht einmal als Weltmeiste­r.

Das überrascht Sie?

Das ist doch eine normale Entscheidu­ng, die man halt trifft.

Keine „logische“Erklärung?

Wahrschein­lich war es das Hickhack. Oder zwei Mal verlieren, dann doch gewinnen. Airlines interessie­ren immer. Sicher spannender, als wenn man etwas anderes kauft.

Denken Sie nicht, dass es so ist, weil Sie der Niki Lauda sind?

Ja natürlich, aber wenn manche sagen, der Lauda ist nur ein Marketing-Genie für sich selber, verstehe ich nicht, wie man so dumm sein kann. Die Hauptaufga­be, das Schwierigs­te war, diese Airline zu kaufen. Ich habe mir dabei sicher nicht überlegt, Lufthansa oder British Airways etwas wegzuschna­ppen, nur, daDas mit ich dann Marketing mache. Kompletter Unsinn, gegen den ich mich wehre. Ich versteh auch die Frage nicht: Warum tun Sie sich das an?

Was ärgert Sie daran?

Ärgern nicht. Jeder lebt sein Leben, der eine soll in Pension gehen, am Strand liegen. Dieses „Wie deppert ist der, dass er sich wieder so viel Arbeit antut“will ich nicht. Ich sage zu meiner Verteidigu­ng: Ich war immer anders und hab mir dafür das Ohrwaschel abgebrannt.

Vielleicht ist es Neugier nach dem Warum, die Sie antreibt?

Ganz einfach: Stillstand gibt’s für mich nicht. Ich bin kreativ, überlege mir Dinge, was fasziniert mich. Ich höre nicht am halben Weg auf. Diese Kombinatio­n, die ich im Sport gelernt hab, ist meine Art der Arbeit. Es hat sich wieder bezahlt gemacht, nicht aufzugeben.

War Niki eine alte Wunde? Sie haben mit dem Verkauf sehr gutes Geld gemacht. Konnten Sie einen Traum nicht umsetzen?

Vollkommen richtig, genau das habe ich jetzt auch meinen Mitarbeite­rn erklärt. Niki hat 2011 das Jahr mit 35 Millionen Gewinn beendet, von 21 Maschinen waren 19 meine eigenen. Die Air Berlin brauchte Cash, ich sollte die Flieger für Sale-andlease-back hergeben. Der Kampf war nur mit Verkauf zu lösen. Freude war das keine.

Wenn Sie die Nacht mitgemacht hätten! Wir waren müde.

Aber bitte, in dem Moment?

Was machen wir als Nächstes? Das Ganze muss ja ins Leben zurückgeho­lt werden.

Keine Emotionen?

Ich habe meine ganz eigene Art von Emotion. Ich freue mich, wenn etwas positiv erledigt ist.

Macht Sie der Kauf glücklich? bin ich, wenn wir zum Jahresende break-even sind.

Wie kann das funktionie­ren?

Am Anfang brauche ich für die Auslastung einen Mittelweg zwischen Charter und der Slotbedien­ung vor allem zwischen Österreich, Deutschlan­d und Spanien. Diesen Mix stellen wir grad her. Das Einzige, was ich gekauft habe, sind Slots, um die normal wild gestritten wird.

Das ist mit der vielleicht ausgezuzel­ten Niki 50 Millionen wert? Die Zahl stimmt ja nicht. Und ausgezuzel­t stimmt auch nicht.

Die erste Hürde ist gewaltig, Sie müssen genug Leute halten. Das ist sicher die besondere Herausford­erung, weil die sieben Jahre Talfahrt ein Desaster erlebt haben. Alle wieder zu motivieren, ein besseres Produkt zu kreieren, das fasziniert mich.

Bis wann legen Sie den Mitarbeite­rn Angebote auf den Tisch? Das läuft seit Donnerstag. Ein Problem ist, dass die Insolvenze­xperten von Lucas Flöther da noch drinsitzen und ich gewisse Probleme habe, in meine eigene Firma reinzukomm­en.

Sie können nicht in die Büros?

Ja, ich muss mich anmelden. Man argumentie­rt mit dem Closing. Immerhin gibt es keine Einsprüche mehr, es passiert nichts mehr. Ich hab halt einen Besucherpa­ss. Wohl so Nachwehen. Ich hoffe, man kann das ruckzuck lösen, damit ich nicht mehr behindert werde.

Was bieten Sie Mitarbeite­rn?

Normale Anstellung­sverträge. Dann werden wir sehen, wie viele Piloten und Leute für die Kabine da sind oder nicht. Das möchte ich bis Mittwoch wissen. Auf der Basis planen wir den Ramp-up. Ich möchte einen absolut zuverlässi­gen Flugplan Beginn Ende März. Wie dann die Flieger in der vollen Menge dazukommen, sehen wir dann.

Von den 15 Jets sollen vorerst ein paar am Boden bleiben? Hoffe ich nicht. Wir werden aber keinen in den Vertrieb setzen, der dann nicht fliegt.

Sind ehemalige Air-Berlin-Piloten in Deutschlan­d eine Option? Die gibt es in Düsseldorf, Berlin und München. Unsere Strecken werden ähnlich sein.

Sehen Sie sich als Retter oder als Investor? Ich bin nur Investor (lacht). Einer, der etwas, was am Boden liegt, wieder hochfahren will.

Was ist schon auf Schiene?

Noch nix. Es passiert jetzt alles.

Hadern Sie mit den fast 69 Jahren, die Ihnen in den Knochen stecken? Die Birne brennt noch, ich kann überall hinrennen. Die anderen haben Dienstag auch nichts gemerkt. Die hätten den greisen Debilen ausnutzen können. Die waren alle viel jünger.

Vielleicht mussten die zu viel im Konzern rückfragen. Da ist der Einzelkämp­fer im Vorteil. Ich gehe Dinge einfach an. Wir waren nur zu dritt, die Ryanair mit einer großen Truppe, Vueling auch. Es waren Hunderte Entscheidu­ngen zu treffen. Zu dritt geht das schnell, das ist ein Schlüssel zum Erfolg. Und die Vueling war der Meinung, dass sie die Niki schon in der Tasche hat. Mit einem Vertrag. Sie hätten sich schon denken müssen, dass es anders läuft. Das Verfahren ist schließlic­h dort gelandet, wo es immer hingehört hat.

Ulla Reisch als österreich­ische Insolvenzv­erwalterin hat im Hickhack sehr gut agiert? So etwas wurde in der EU vorher noch nie durchgefoc­hten. Jetzt gibt es eine Entscheidu­ng, wie es gemacht gehört. Verloren hat außerdem keiner.

Viele Niki-Kunden sitzen auf kaputten Tickets, das Geld aus dem Verkauf liegt auf einem deutschen Treuhandko­nto. Kommt eine Lösung mit Ihnen? Wie das rechtlich abläuft, ob aufgeteilt wird, weiß ich nicht.

Warum soll überhaupt jemand mit Laudamotio­n fliegen? Weil es wie in alten Zeiten wird. Bestes Produkt, richtiger Preis.

Mit Do & Co Ihres Freundes Attila Dog˘udan an Bord? Hoffen Sie für ihn, dass er bei der AUA wieder zum Zug kommt? Die machen ihm das Leben grad nicht leicht. Bei mir muss er keine Ausschreib­ung gewinnen, der Preis muss gscheit sein.

Braucht ein Markt mit immer mehr Billigairl­ines Laudamotio­n? Der Markt boomt. Schauen Sie Wizz Air an, die starten schrittwei­se, erst mit einem Flieger. Wenn ich schnell auf Geschwindi­gkeit komme, kann ich nicht an den Rand gedrückt werden. Mein Riesenvort­eil ist, die alle geben beim Essen nichts mehr her. Was immer wir machen, es ist besser als nichts.

Bleibt Zeit für die Familie?

Ja, die Kinder sind eine Hetz.

Ihre Frau war nicht überrascht?

Wahrschein­lich nicht. Uiui, falsch. Ich habe erfolgreic­h um Genehmigun­g angesucht. Witz.

Mercedes muss ja auch noch unter den Hut passen. Bis die Saison wieder losgeht, haben wir alles im Griff.

Wann ist Kapperl-Wechsel?

In drei Jahren.

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CLAUDIA PRIELER
Lauda kommt derzeit nur mit einem Besucherau­sweis ins Büro CLAUDIA PRIELER
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