Also, wie ist das nun mit dem Bällewerfen?
Marin Alsop wird Chefdirigentin des ORF-Radio-Symphonieorchesters.
Vor genau vier Jahren starben ihre zwei wohl wichtigsten Lehrer: zunächst ihre Mutter Ruth, die mehr als ein halbes Jahrhundert Cellistin im New York City Ballet Orchestra war. Und nur elf Tage später auch ihr Vater Lamar, mehr als 30 Jahre lang Konzertmeister des renommierten Ensembles.
Drei Monate darauf debütierte Marin Alsop am Pult des Radio-Symphonieorchester Wien – mit Symphonien von Gustav Mahler und Leonard Bernstein. Eine Begegnung mit Langzeitwirkung: Nach einem eindeutigen Votum der Musiker für sie wird das RSO erstmals eine Chefin haben. Die 61-Jährige übernimmt im September 2019 und folgt damit dem Deutschen Cornelius Meister (37) nach, der bereits ab Herbst Generalmusikdirektor in Stuttgart wird.
„Das Orchester teilt meine Begeisterung für eine ständige Erweiterung des Repertoires und für den Kontakt mit neuen Publikumsschichten“, freut sich Alsop, eine ausgewiesene Expertin für Zeitgenössisches, die aber auch gern „fremdgeht“: Mit ihrer Swing-Band String Fever ist sie etwa auf zwei Alben von Popsänger Billy Joel zu hören.
„Frauen können nicht Bälle werfen und nicht dirigieren“, zitiert die New Yorkerin gern lachend einen Pultkollegen und belehrt mit ihrer steilen, von Bernstein heftig geförderten Karriere alle Machos eines Besseren. 2007 übernahm sie als erste Frau das Baltimore Symphony Orchestra, wo sie bis 2021 ihren Vertrag erfüllen wird. Zudem ist die Amerikanerin noch bis zu ihrem Amtsantritt in Wien Chefdirigentin des São Paulo Symphony Orchestra.
Alsop und die Hornistin Kristin Jurkscheit haben einen 13-jährigen Sohn – Auden kann sehr gut Geige spielen. Und Bälle werfen.