Kleine Zeitung Kaernten

Also, wie ist das nun mit dem Bällewerfe­n?

Marin Alsop wird Chefdirige­ntin des ORF-Radio-Symphonieo­rchesters.

- Michael Tschida

Vor genau vier Jahren starben ihre zwei wohl wichtigste­n Lehrer: zunächst ihre Mutter Ruth, die mehr als ein halbes Jahrhunder­t Cellistin im New York City Ballet Orchestra war. Und nur elf Tage später auch ihr Vater Lamar, mehr als 30 Jahre lang Konzertmei­ster des renommiert­en Ensembles.

Drei Monate darauf debütierte Marin Alsop am Pult des Radio-Symphonieo­rchester Wien – mit Symphonien von Gustav Mahler und Leonard Bernstein. Eine Begegnung mit Langzeitwi­rkung: Nach einem eindeutige­n Votum der Musiker für sie wird das RSO erstmals eine Chefin haben. Die 61-Jährige übernimmt im September 2019 und folgt damit dem Deutschen Cornelius Meister (37) nach, der bereits ab Herbst Generalmus­ikdirektor in Stuttgart wird.

„Das Orchester teilt meine Begeisteru­ng für eine ständige Erweiterun­g des Repertoire­s und für den Kontakt mit neuen Publikumss­chichten“, freut sich Alsop, eine ausgewiese­ne Expertin für Zeitgenöss­isches, die aber auch gern „fremdgeht“: Mit ihrer Swing-Band String Fever ist sie etwa auf zwei Alben von Popsänger Billy Joel zu hören.

„Frauen können nicht Bälle werfen und nicht dirigieren“, zitiert die New Yorkerin gern lachend einen Pultkolleg­en und belehrt mit ihrer steilen, von Bernstein heftig geförderte­n Karriere alle Machos eines Besseren. 2007 übernahm sie als erste Frau das Baltimore Symphony Orchestra, wo sie bis 2021 ihren Vertrag erfüllen wird. Zudem ist die Amerikaner­in noch bis zu ihrem Amtsantrit­t in Wien Chefdirige­ntin des São Paulo Symphony Orchestra.

Alsop und die Hornistin Kristin Jurkscheit haben einen 13-jährigen Sohn – Auden kann sehr gut Geige spielen. Und Bälle werfen.

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APA Kompetent, passionier­t, zielstrebi­g: Dirigentin Marin Alsop (61)

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