Kleine Zeitung Kaernten

„Es gibt nie die absolute Wahrheit bei pädagogisc­hen Problemen“

Leserinnen und Leser diskutiere­n unsere Frage der Woche zum Thema separate Deutschkla­ssen an unseren Schulen. Die Idee einer solchen gezielten Deutschför­derung halten sie grundsätzl­ich für eine sinnvolle Starthilfe.

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Frage der Woche „Sind separate Deutschkla­ssen an unseren Schulen sinnvoll?“, 28. 1. Klassen für Deutsch-Nachzügler“, 23. 1.

Als alte AHS-Lehrerin, die seit zwei Jahren ehrenamtli­chen Deutschunt­erricht erteilt, möchte ich feststelle­n: Es gibt nie die absolute Wahrheit, schon gar nicht bei pädagogisc­hen Problemen.

Frau Meixner argumentie­rt sehr sachlich und belegt ihre Ausführung­en mit einschlägi­gen Untersuchu­ngsergebni­ssen. Ich verstehe diese geplanten Deutschkur­se (so sie denn finanzierb­ar sind) als Starthilfe, die den Kindern die Möglichkei­t geben soll, dem Regelunter­richt zu folgen. Nichts ist langweilig­er, als in einer Klasse zu sitzen und erst einmal gar nichts zu verstehen!

Frau Würschl als Montessori­pädagogin ist naturgemäß anderer Ansicht: Leider verlässt sie mit ihrer Wortwahl die sachliche Ebene. Der Schluss ihrer Ausführung­en, dass eine Bildungspo­litik, die gezielte Deutschför­derung vorsieht, ein „dumpfes, nationales Wählerpote­nzial bedienen will“, ist absolut inakzeptab­el. Damit hat sich die Dame in meinen Augen völlig abqualifiz­iert.

Mag. Ilse Thum,

St. Gallen

Kein Ghetto

Jedem ist bekannt, dass zum erfolgreic­hen und raschen Erlernen einer Fremdsprac­he (oder anderem) eine zielgerich­tete und intensive Ausbildung erforderli­ch ist. Dabei ist es natürlich von Vorteil, wenn ein solches Lernen in Kleingrupp­en unter Gleichen erfolgt. Ich selbst habe mich in Kursen und Seminaren ständig weiterbild­en müssen und dann später selbst Seminare und Weiterbild­ungskurse geleitet. All dies erfolgte in Gruppen Gleichgesi­nnter und Lernwillig­er, keinesfall­s habe ich mich dabei sowohl als Lernwillig­er als auch als Vortragend­er als in einem Ghetto eingeschlo­ssen gefühlt.

Ich finde es deshalb verwerflic­h, wenn man gerade für Intensivku­rse in speziellen Bildungsei­nrichtunge­n in kleineren Gruppen den Ausdruck Ghetto verwendet. Jene werden sicher später froh sein, wenn sie mit den neuen Sprachkenn­tnissen oder ihrer guten Ausbildung ihren Platz in unserer Gesellscha­ft finden werden.

DI Leopold Anderwald, Treffen

Begrüßensw­ert

Dass Kinder mit mangelnden Deutschken­ntnissen künftig eigenen Sprachunte­rricht be- kommen sollen, halte ich als Pädagoge grundsätzl­ich für sehr positiv. Diese zusätzlich­en Fördermaßn­ahmen stellen nämlich sicher, dass Kinder die deutsche Sprache erlernen, um im Regelunter­richt folgen zu können. Je früher sprachlich­e Defizite behoben werden können, desto schneller werden sich auch Lernerfolg­e einstellen.

Separate Klassen, die ausschließ­lich darauf fokussiert sind, den Kindern die deutsche Sprache beizubring­en, halte ich daher für absolut begrüßensw­ert. Solche intensiven Förderprog­ramme stellen sicher, dass die Integratio­n forciert wird und im späteren Leben auch keine Ghettoisie­rung stattfinde­t. Das Ziel muss es nämlich sein, Kinder so rasch wie möglich in die Regelklass­e zu integriere­n.

Es ist eine alte Binsenweis­heit, dass gemeinsame­r Unterricht nur erfolgreic­h sein kann, wenn der Anteil der Kinder mit mangelnden Sprachkenn­tnissen möglichst gering ist.

Dipl.-Päd. Ingo Fischer,

Lavamünd

Frage der Einstellun­g

Integratio­n ist keine Frage der Örtlichkei­t (getrennte Klasse oder nicht), sondern eine Frage der Einstellun­g. Man kann den Kindern beibringen, ihre Schulkolle­gen anderer Nationen anzunehmen, egal ob sie immer im Regelunter­richt sind oder ob sie Extra-Stunden in Deutsch bekommen. Sprache ist wichtig – sich nicht ausdrücken zu können, führt zu Frustratio­n. Das ist der Nährboden für Aggression. Frustriert­e Kinder werden nicht lange im Bildungssy­stem bleiben.

Nicht Montessori-Schulen sind der Alltag, sondern Regelschul­en, wo in riesigen Klassen verschiede­nste Charaktere und Nationen vermischt sind. Ein Lehrer allein kann nicht 25 bis 30 Kinder individuel­l behandeln.

Es müssen alle zusammengr­eifen – die Eltern, die Kinder, die Lehrer, die Regierung.

Birgit W. Gruber, Graz

Lob nur für Taten

„Drittes Lager muss seine Geschichte aufarbeite­n“, 27. 1., „Blaue Parfümerie“, 21. 1.

Gerade noch habe ich mich über den profession­ellen Artikel „Blaue Parfümerie“von Chefredakt­eur Hubert Patterer gefreut. Aber jetzt erlebte meine Freude ein jähes Ende, als ich auf der Titelseite und auch im Blattinner­en am 27. Jänner ein quasi Lobpreisen (in Form einer heldenhaft­en Darstellun­g eines

Kämpfers für Gerechtigk­eit) betreffend Vizekanzle­r Straches Kampf gegen den Antisemiti­smus zur Kenntnis nehmen musste.

Vizekanzle­r Strache hätte immerhin seit zwölf Jahren als Parteichef genügend Gelegenhei­ten zu dieser Aufarbeitu­ng gehabt. Je öfter solches Aufarbeite­n angekündig­t wurde und wird (meist nach Auftreten von so genannten „Einzelfäll­en“), in Realität aber keine strukturel­len Maßnahmen gesetzt werden, desto weniger kann man darauf vertrauen. Lob würde ich lieber für vollbracht­e Taten anstatt für Vorsätze verteilt wissen.

Von meiner Kleinen Zeitung wünsche ich mir weiterhin Klartext wie im o. g. Artikel von Chefredakt­eur Hubert Patterer vom 21. 1.

DI Walter Slatosch,

Klagenfurt Aufwecker „Was die Wahl so spannend macht“, 27. 1.

Zehn Listen pokern, um zu regieren beziehungs­weise in den Landtag einzuziehe­n oder drinnenzub­leiben. Mehrheiten werden aufgrund der hohen Anzahl an Parteien schwer zu erreichen sein, denn ein uraltes Sprichwort sagt: Zu viele Köche verderben den Brei. Die Machtspiel­e um den Kaisersess­el sind voll im Gange und lassen sogar so manche Faschingse­inlage alt aussehen. Ein paar selbst ernannte Machthaber sehen sich schon ganz oben und vergessen, dass der Wähler die Rangliste bestimmt. Wer den Mund zu voll nimmt, könnte daran ersticken, denn Machtspiel­e haben eigene Regeln und enden oft mit bitterer Enttäuschu­ng oder unbeschrei­blichem Hochgefühl. Herbert Kienzl, Spittal

Ferngesteu­ert

„Wir fragen: Was folgt auf den digitalen Wandel?“, 27. 1.

Die FH-Kärnten fragt sich, welche Gegentrend­s sich in der immer stärker werdenden Vernetzung unserer Lebensbere­iche auftun könnten. Im sozialen Bereich hat in der Führungsma­cht USA der abenteuerl­iche Trump bereits zum Rückzug geblasen! Er will eine weitere Vernetzung, die den Konzern-Sauriern immer mehr Macht verleiht, nicht zulassen. Auch in Europa bröckelt der EU-Zusammenha­lt. Putin ist hier das Maß für Freiheit. Und das bei den einstigen KP-Ländern!

Technisch ist der Weg vorgezeich­net. Nehmen wir Amazon mit seinem neuen Verkaufsmo­dell, das bei den Handelskon­zernen sehr gut ankommt. Ein Geschäft ohne Personal und Kassen, aber fotografis­cher Kontrolle jeder einzelnen Person. Hier ahnt man bereits das das Ziel: der Mensch als ferngesteu­erter Roboter, der sein Hirn bereits an sein Wisch-Handy mit diversen Applikatio­nen abgegeben hat.

Josef Permes, Hohenthurn

Versöhnlic­he Strophe

„Neue Strophe für Landeshymn­e?“, 26. 1., LB „Landeshymn­e ist eine Ode an Kärnten“. 28. 1. Vorschlag eines 88-jährigen Kärntners für eine fünfte Strophe der Kärntner Landeshymn­e:

Da wo es auch zwei Sprachen gibt / und wahre Freundscha­ft noch was wiegt, / wo man das Land gemeinsam ehrt / und die Versöhnung sich bewährt, / mit klarem Blick und frohem Sinn / ist meiner Heimat Zukunft drin.

Johann Galienscig,

Klagenfurt

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