Israel in zehn meisterhaften Miniaturen
Von
1848 über 1918 und 1938 bis hin zur 68er-Revolte spannt sich der Bogen der schicksalhaften 8er-Jahre, deren im heurigen Jahr gedacht wird. Die Liste wäre freilich unvollständig, würde sie ein ganz besonderes Datum aussparen: 1948. In diesem Jahr wurde der Staat Israel gegründet. Er feiert heuer somit seinen 70. Geburtstag. Allein was ist dieses nach Trauma des Holocaust von Juden aus (Ost-)Europa gegründete Israel eigentlich?
Dieser spannenden Frage ist der israelische Soziologe Natan Sznaider in seinem bei Suhrkamp erschienenen Buch „Gesellschaften in Israel“nachgegangen und zum Schluss gekommen, dass das Land selbst nach sieben Jahrzehnten der ununterbrochenen Ausübung jüdischer politischer Souveränität ein unvollendeter Staat geblieben ist, in dem die unterschiedlichsten Strömungen um die Deutungshoheit darüber ringen, was denn die israelische Identität heute ausmache. Säkulare und Orthodoxe, aschkenasische und orientalische Juden, Juden und Araber, Siedlungsbefürworter und -gegner, Junge und Alte – in zehn meisterhaften Miniaturen zeichdem net Sznaider das bunte Kaleidoskop eines Landes, das geprägt ist vom ständigen Kampf zwischen staatlicherNormalität und der metaphysischen Sehnsucht nach Erlösung, zwischen demZionismus als säkularerNationalbewegung und dem Judentumalsbestimmenderreligiöser Kraft.