Kleine Zeitung Kaernten

Der schlichte Wahnsinn

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Ja,

es stimmt: Jeder von uns ist bis zu einem gewissen Grad neugierig. Undwenn in unserer Umgebung etwas passiert, schauen wir in der Regel ganz automatisc­h hin.

Zwischen hinschauen und sich gaffend breitmache­n ist allerdings ein gewaltiger Unterschie­d – fragen Sie Menschen, die von Berufs wegen bei Unfällen im Einsatz sind: die als Feuerwehrl­eute Opfer ausWracks schneiden, als Ärzte um Leben kämpfen, als Polizisten Unfallstel­len absichern müssen. Damit’s – oft auchwegen dieser Gaffer – nicht noch einmal kracht.

Samstagnac­ht hat es einen schweren Unfall in Graz gegeben. Mitten imWohngebi­et. Zwangsläuf­ig haben das viele mitbekomme­n – bald verfolgten „ca. 50 Schaulusti­ge den Überlebens­kampf, der Großteil mit gezücktem Handy“, kann es der Einsatzlei­ter nicht fassen.

Was für ein Nervenkitz­el, live dabei sein, wenn jemand fast stirbt – da hat man noch lange etwas zu erzählen und zu posten. Wahnsinn!

Ja.

Wahnsinn! Aber wenn einem schon alle anderen wurscht sind: Schon einmal überlegt, was wäre, wenn man selbst dort läge – oder ein Angehörige­r? Wenn sich die anderen an der eigenen Tragödie weideten und mit ihrer Im-Weg-Steherei das eigene Leben riskierten?

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