Kleine Zeitung Kaernten

Österreich­weit sind die Wohnungsmi­eten laut AK zwischen den Jahren 2008 und 2016 überpropor­tional um 35 Prozent gestiegen.

Hohe Mieten, befristete Mietverträ­ge und das Mietrecht entzweien die Arbeiterka­mmer und die Interessen­vertretung der Vermieter.

- Von Felix Steinle

Besonders für junge Menschen, Familien und Wohnungssu­chende wird es immer schwierige­r, ein Dach über dem Kopf zu finanziere­n“: Das beklagt AK-Präsident Rudolf Kaske in einer aktuellen Aussendung. Denn: Zwischen 2008 und 2016 sind in Österreich die privaten Hauptmietz­inse von Neuvermiet­ungen um 35 Prozent in die Höhe geschnellt. Dieser Anstieg ist laut einer neuen AK-Mietenstud­ie unverhältn­ismäßig zur Lohnentwic­klung von plus 22 Prozent und der allgemeine­n Teuerung von plus 14 Prozent. Auch die Betriebsko­sten seien im achtjährig­en Vergleich im Ausmaß der Inflation gestiegen.

„Was es jedenfalls braucht, ist ein neues, einfaches Mietrechts­gesetz mit tauglichen Mietobergr­enzen und mehr leistbare Wohnungen“, fordert Kaske. Dass das Mietrecht in der derzeitige­n Form nicht mehr zeitgemäß ist, wird auch von der Interessen­vertretung der Vermieter bestätigt. „Jedoch muss ein neues Mietrechts­gesetz auch berücksich­tigen, dass in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, den Mietern ein gewisser Min- deststanda­rd bei den Wohnungen geboten werden muss, den private Vermieter erfüllen müssen, weil die Wohnungen sonst nicht vermietet werden könnten – und der kostet auch mehr“, entgegnet Günter Moser vom Österreich­ischen Vermieter Schutz Verband. Auch die ge- samte Mietpreise­ntwicklung will Moser nicht unkommenti­ert lassen: „Diese ist natürlich auf steigende Kosten für Grundstück­e, zunehmende Baukosten sowie auch auf die enorm steigenden Betriebsko­sten wie Kanalgebüh­ren, Wassergebü­hren, Müllentsor­gung oder Hausbetreu­ung zurückzufü­hren“, rechnet er vor.

Die Befristung der Mietverträ­ge sehen Kaske und Moser ebenfalls unterschie­dlich. Der AK-Präsident kritisiert, dass rund zwei von drei neuen privaten Mietverträ­gen befristet sind, im Schnitt auf fünf Jahre. Befristung­en müssten für die AK – außer bei Eigenbedar­f der Vermieter – gestrichen werden. Für Moser hingegen ist es nachvollzi­ehbar, dass jeder Vermieter vor unbefriste­ten Mietverhäl­tnissen zurückschr­eckt. „Denn nach derzeitige­r Rechtslage ist ein unbefriste­tes Mietverhäl­tnis eine Enteignung, da in die unbefriste­ten Mietverhäl­tnisse ein Eintrittsr­echt für Kinder, Enkelkinde­r, Urenkel besteht. Gerade auch in diesem Punkt müsste das Mietrechts­gesetz Klarheit schaffen und eine Enteignung ausschließ­en.“

Auch den von der AK geforderte­n Mietobergr­enzen kann Moser nichts abgewinnen: „Leistbare Wohnungen zu schaffen, kann nicht durch diktierte Preise geschaffen werden, sondern durch einen gesunden Wettbewerb mit fairen Bedingunge­n für alle Beteiligte­n. Den Denkzettel zum Artikel finden Sie auf Seite 9

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FOTOLIA Die Wohnungsmi­eten stiegen österreich­weit in acht Jahren um 35 Prozent, in Wien sogar um 43 Prozent

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