Bringt Merkel jetzt ihre Wunschnachfolgerin in Position?
Wer wird was in der GroKo? Für Angela Merkel bricht, sollte die Koalition gelingen, ihre letzte Amtszeit an. Mit der Postenvergabe kann sie Weichen stellen.
Ein Weiter-so soll sie nicht werden, die neue Große Koalition in Deutschland, und der Ruf nach neuen Gesichtern ist laut. Inhaltlich, so viel zeigten die letzten Verhandlungstage, brachten die Sozialdemokraten ein paar Verbesserungen beim Thema Gesundheit, Pensionen und Arbeit durch; die CSU behielt beim Thema Zuwanderung die Oberhand; und CDU-Chefin Angela Merkel kann sich rühmen, Mehrbelastungen für die Bürger weitgehend abgewendet zu haben. Doch ein besonders innovativer Zukunftsentwurf wird der neue Koalitionsvertrag, über den auch noch die SPD-Basis abstimmen muss, wohl nicht.
Mit großer Spannung wird erwartet, wen Merkel in die Ministerämter befördern wird. Denn: Für die Kanzlerin, seit 2005 im Amt, geht es auch um die Regelung ihrer Nachfolge; zumindest derzeit kann sie noch mitbestimmen, wer ihr Erbe antreten soll.
Gespannt blickt alles ins Saarland: Die dortige Ministerpräsidentin gilt als Wunsch-Nachfolgerin der Kanzlerin. Annegret Kramp-Karrenbauer, der Einfachheit halber oft AKK genannt, könnte sich mit einem Top-Posten, etwa als Arbeits- und Sozialministerin, als künftige starke Frau der CDU und möglicherweise als Kanzlerin empfehlen. Ihr größtes Manko: dass sie bundesweit noch nicht sehr präsent ist. Ihr Vorteil: dass Merkel, so berichten Vertraute, AKKs politisches Geschick, ihren Humor und scharfen Verstand sehr schätzt. Tatsächlich verfolgen beide einen ähnlichen Regierungsstil. Kramp-Karrenbauer gilt als sachorientiert, unaufge- regt, solide – nicht zuletzt deshalb bekam sie das Etikett „Merkel von der Saar“umgehängt. Die Konkurrenz wirkt abgeschlagen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen galt lange als Kronprinzessin, doch lief nicht alles rund, in Wählerumfragen liegt sie zurück. Dennoch soll sie wieder fix als Ministerin in der GroKo gesetzt sein. Unter den Männern in der CDU gilt Finanzstaatssekretär Jens Spahn als ehrgeiziger Konkurrent um die Merkel-Nachfolge. Doch auch ihm hat AKK etwas voraus, das allen anderen fehlt: Die Politologin und Juristin hat im Saarland unter Beweis gestellt, dass sie Wahlen gewinnen kann – und auch danach erfolgreich ist. Die 55-Jährige gilt als beliebteste Ministerpräsidentin Deutschlands.
Bei der SPD wiederum heißt der Quotenkaiser Sigmar Gabriel. Doch ob er Außenminister bleiben kann, steht in den Sternen. Die Sozialdemokraten schlagen sich weiter mit der Frage herum, was sie mit dem Vorsitzenden tun sollen: Martin Schulz hatte ursprünglich erklärt, unter Merkel sicher kein Ministeramt zu übernehmen; jetzt möchte er Parteifreunden zufolge doch Außenminister werden.