Kleine Zeitung Kaernten

Eine Leise wird lernen müssen, laut zu sein

Als Chefin der Arbeiterka­mmer steht Renate Anderl jetzt ganz vorn.

- Claudia Gigler

Intern ist sie bekannt als zielstrebi­ge Verfechter­in der Rechte der Frauen, und dort, woher sie kommt, ist das keine Selbstvers­tändlichke­it: Renate Anderl ist Frauenvors­itzende der Metallerge­werkschaft – traditione­ll eine Männerbast­ion.

Begonnen hat sie als Sekretärin bei den Metallern im ÖGB. Auf dem Marsch durch die Institutio­n begegnete ihr ein mächtiger Fürspreche­r: Der legendäre Metaller-Chef Rudolf Nürnberger nahm sie unter seine Fittiche. Sie wurde Betriebsrä­tin, absolviert­e die Betriebsrä­teakademie Wien – die Kaderschmi­ede der Gewerkscha­ft – und arbeitete sich hoch zur Frauenvors­itzenden des Gesamt-ÖGB. Seit 2014, als Vorgängeri­n Sabine Oberhauser in die Regierung wechselte, ist sie auch ÖGBVizeprä­sidentin.

Alle mögen Anderl. Weil sie kompetent ist, weil sie engagiert ist, und weil die Mutter eines Sohnes – und Großmutter eines Enkels – wie sie selbst in ihrem Lebenslauf vermerkt – als menschlich integer gilt. Wenn man sich in der Gewerkscha­ft umhört, so bekommt man vor allem Situatione­n aus den KV-Verhandlun­gen geschilder­t, in denen Renate Anderl freundlich, aber bestimmt die Interessen insbesonde­re der Frauen vertritt. Mit einer Detailkenn­tnis, die ihr Kraft in den Verhandlun­gen verleiht.

Bisher war sie freundlich und leise. Einer breiteren Öffentlich­keit ist sie nicht bekannt. „Künftig wird sie freundlich und laut sein“, zeigt sich eine Mitstreite­rin überzeugt. „Das kann sie auch.“Bei der Arbeiterka­mmer-Wahl in einem Jahr wird sie es brauchen. Auch wenn der rote Unmut über die türkis-blaue Regierung für Rückenwind sorgt.

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APA/HOCHMUTH Renate Anderl: erst die zweite Frau an der Spitze der AK

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