Kleine Zeitung Kaernten

Wirbel um Richterkan­didaten

Ex-Minister und Burschensc­hafter als umstritten­e Anwärter.

- Christina Traar

Zwei Entscheidu­ngen bescherten dem Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH) in den letzten Jahren große mediale Aufmerksam­keit: die Aufhebung der Bundespräs­identschaf­tswahl und die Ehe für Alle. Nun hat es das aus 14 Richtern bestehende Gremium erneut in die Schlagzeil­en geschafft. Doch diesmal geht es um Entscheidu­ngen in den eigenen Reihen – und diese sind hochpoliti­sch. Bis zu drei Richterpos­ten dürften in Kürze zu besetzen sein. Und da Verfassung­srichter von Parlament oder Bundesregi­erung vorgeschla­gen werden, spielt ihre Nähe zu Parteien eine zentrale Rolle.

Noch hat die Regierung keine Vorschläge gemacht, ein Favorit ist aber bereits bekannt: Ex-Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er. Rechtlich spricht nichts dagegen, dass ein Ex-Regierungs­mitglied Höchsttric­hter wird. Dennoch hätte die Bestellung Brandstett­ers, der bis Dezember Vizekanzle­r war, eine „schiefe Optik“, sagen Kritiker.

Ludwig Adamovich hält diese Sorge für übertriebe­n. Der ehemalige VfGH-Präsident vertraut auf das Gesetz. „Denn im VfGH-Gesetz ist festgelegt, wann sich ein Richter zu enthalten hat.“Sollte es Brandstett­er ins Gremium schaffen, „müsste er sich bei Verordnung­en, die er oder seine Regierung erlassen hat, enthalten.“

Neben Brandstett­er sorgt auch ein FPÖ-Favorit für Kritik. Andreas Hauer, Leiter des Instituts für Verwaltung­srecht an der Uni Linz, gilt zwar als fachlich kompetent, doch seine Mitgliedsc­haft in der schlagende­n Burschensc­haft „Corps Alemannia Wien zu Linz“hat einen bitteren Beigeschma­ck. SOS Mitmensch hat bereits eine Petition gegen ihn gestartet. Laut Ex-Präsident Adamovich sei die Besetzung eines Burschensc­hafters rein rechtlich nicht untersagt. „Das ist aber keine rechtliche, sondern eine politische Frage.“Die Regierung dürfte ihre Kandidaten kommende Woche bekannt geben.

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JKU Burschensc­hafter Andreas Hauer

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