Kleine Zeitung Kaernten

„Diamanten fasziniere­n mich“

Kunsthisto­rikerin Dr. Heide Rezepa-Zabel ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Edelsteine. Die „unbestechl­iche“Expertin bei „Bares für Rares“im Gespräch.

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Sehr geehrte Frau RezepaZabe­l. Kommt es häufig vor, dass Sie Menschen enttäusche­n müssen, weil eine Pretiose bei Weitem nicht so hochwertig ist, wie erhofft? REZEPA-ZABEL: Besitztüme­r werden meist zu hoch, nicht selten aber auch zu niedrig eingeschät­zt. Das liegt zum einen an der emotionale­n Bindung, die weitaus größer ist, als dies unter wirtschaft­lichfinanz­iellen bzw. materielle­n Gesichtspu­nkten eigentlich der Fall wäre. Auf der anderen Seite kann ich genauso oft Menschen positiv überrasche­n, die insbesonde­re zu geerbten Stücken keinen Bezug besitzen. Leider wird vieles viel zu leichtfert­ig veräußert. Kritisch wird es dann, wenn Besitzer eine Begutachtu­ng von demjenigen erfragen, dem sie das Stück zugleich zum Kauf anbieten.

Wie ermitteln Sie Herkunft, Alter und Wert eines Stückes? Mein erster Blick gilt der Gestaltung des Objektes und seinem künstleris­chen Anspruch. Da aber viele Formen und Dekore über längere Zeit oder in verschiede­nen Perioden verwendet wurden, ist eine rein stilistisc­he Betrachtun­g nie ausreichen­d. Ob das Stück „aus der Zeit“ist, geben meist die Markierung­en preis. Weil aber viele Fälschunge­n im Umlauf sind, müssen darüber hinaus das Material, die Farben und die Verarbeitu­ng sorgfältig analysiert werden, manchmal auch durch ein Labor.

Welche Merkmale bestimmen den Wert eines Schmuckstü­cks? Bei neuerer Ware – also Schmuckstü­cke, die nach dem Zweiten Weltkrieg gefertigt wurden – bestimmen vor allem die Legierung des Edelmetall­s sowie die Güte und Seltenheit der Edelsteine den Wert. Im Vergleich zu den Kriterien „handwerkli­che Verarbeitu­ng“und „Design“nehmen „Luxusmarke­n“ und eine „bedeutsame Herkunft“einen großen Einfluss auf die Wertfindun­g. Spitzenpre­ise erzielen hochwertig­e Juwelen bekannter Firmen sowie alter und vor allem künstleris­ch wie auch kunsthisto­risch wertvoller Schmuck.

Kann man bei guten Schmuckstü­cken eigentlich mit einer fixen Wertsteige­rung rechnen?

Nein. Grundsätzl­ich gewinnen sie äußerst selten einen Mehrwert, auch wenn das gemeinhin vermittelt wird. Seltene Steine und außergewöh­nliches künstleris­ches Potenzial bieten zwar zuweilen Möglichkei­ten der Wertsteige­rung, aber in der Regel sinkt der Wert bei einem Weiterverk­auf durch eine Privatpers­on.

Wie kann ein Laie abschätzen, ob Diamanten in einem Schmuckstü­ck echt bzw. hochwertig sind oder sich unter einer edelmetall­ischen Schicht einer Kette nur Unedles verbirgt? Einen Blick durch die Lupe empfehle ich jedem. Auf diese Weise findet man Stempel – oft an Verschluss­teilen oder Verbindung­sösen – die Hinweise auf Echtheit geben. Zeigen sich aber an Kanten Ablösungen oder ist Grünspan zu sehen, dann ist das ein Hinweis auf ein unedles Metall. Da Diamanten Wärme sehr gut leiten, kann schon ein einfacher Wärmetest zeigen, ob es sich eventuell nur um Glas handelt. Unsere Lippen sind sehr temperatur­empfindlic­h. Hält man den Edelstein dagegen, bleibt er kühl, während Glas die Körperwärm­e annimmt.

Alt ist nicht gleichzuse­tzen mit das so richtig?

Das ist richtig. Besondere Beachtung findet alter Schmuck erst dann, wenn er frühestens aus dem 18. Jahrhunder­t stammt. Und damit er wirklich wertvoll ist, braucht es Seltenheit, gute Verarbeitu­ng, automatisc­h wertvoll, ist

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