Für einen neuen Rekord wird es kaum reichen
So viele Medaillen wie noch nie werden bei den Olympischen Spielen in Südkorea vergeben. Trotzdem wird ein neuer Rekord für Österreich wohl eher ein schwieriges Unterfangen.
Vorsicht, sagt man, ist die Mutter der Porzellankiste. Könnte man meinen. Vielleicht lässt sich so die Prognose jener Journalisten erklären, die für die Bundesländerzeitungen von den Spielen in Pyeongchang berichten. Denn obwohl es mit 102 Medaillenentscheidungen so viele wie noch nie gibt, tippt keiner der Experten darauf, dass der Rekord von 23 Medaillen, aufgestellt bei den Spielen in Turin 2006, fallen wird – im Gegenteil. Die vorsichtigste Prognose aus dem Kreis Michael Schuen (Kleine Zeitung), Michael Smejkal (SN), Alex Zambarloukos (OÖN), Flo Madl (TT) und Christoph Gastinger („Die Presse“) kommt nur auf neun Medaillen, so wenige wie zuletzt 1994 in Lillehammer. Da ist sogar das Statistik-Portal „Gracenote“, das seine Prognose aufgrund zahlreicher wirtschaftlicher und statistischer Parameter erstellt, optimistischer: Demnach beendet Österreich die Spiele in Südkorea auf Platz sieben des Medaillenspiegels und holt sechs Mal Gold, zwei Mal Silber und sieben Mal Bronze – insgesamt 15 Medaillen also und damit immerhin um eine weniger als der optimistische Tipp des Quintetts, der auf immerhin 16 Medaillen kommt. Die Prognosen aufgeteilt auf die Sportarten:
Ski alpin. Wie immer die Bank in allen Prognosen. Kleines Detail: In keiner Disziplin der Spiele hat ein Land mehr Medaillen erobert als Österreich im Alpinsport: 114 gab es bisher. Und diesmal werden es, so prognostizieren die Kollegen,
zwischen drei und sieben. Zumindest einmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze im schlechtesten Fall aller Tipps, zwei andere rechnen da mit sechs bzw. sieben Medaillen mit viel mehr. Was alle eint: Marcel Hirscher holt zumindest zwei Medaillen, die Frage ist nur, was dazu kommt – während die meisten mit Medaillen in den Speed-Disziplinen rechnen, glaubt einer, dass es das für Österreich sogar schon war – denn auch im Teambewerb wird es seiner Meinung nach nichts mit einer Medaille für die Alpinnation Nummer eins.
Skispringen. An sich waren auch die Springer zuletzt immer eine fixe Größe, was Medaillen betrifft. Doch flogen unsere Adler rund um die Vierschanzentournee in eine veritable Krise. Trotzdem: Zumindest eine Medaille billigen die Journalisten auch den Springern zu, viel mehr als einmal Bronze ist aber nicht drinnen.
Snowboard. Was Marcel Hirscher bei den Skifahrern ist, ist Anna Gasser im Snowboarden: eine Medaillenbank. Zumindest einmal schlägt die Kärntnerin zu, prognostizieren alle. Nur ob sie im Big-Air-Bewerb oder im Slopestyle oder gar zwei Mal reüssiert, daran scheiden sich die Geister. Damit aber nicht genug: Auch die Raceboarder werden im Parallel-Riesentorlauf zumindest eine Medaille beisteuern – am ehesten bei den Damen. Macht zusammen bis zu vier Medaillen.
Rodeln. Auch die Rodler sorgten immer wieder verlässlich für Medaillen, das soll auch 2018 so sein – heißester Tipp auf die Siegerehrung der Top drei sind Weltmeister Wolfgang Kindl und der Doppelsitzer der Herren. Außenseiterchancen in der Eisbahn hat auch SkeletonPilotin Janine Flock.
Überraschungen. Medaillen, mit denen nicht unbedingt zu rechnen ist, wären genau das, was den Unterschied ausmacht. Und während nach der bisherigen Saison bei den nordischen Kombinierern, den Skicrossern und den Biathleten eine Medaille auch unter der Kategorie „Überraschung“eingeordnet werden muss, gibt es diesmal zwei Tipps, mit denen so nicht zu rechnen war: Teresa Stadlober im Langlauf und auch Vanessa Herzog im Eisschnelllauf sind zumindest in der erweiterten Kandidatenliste für Edelmetall.
So oder so: Turin wird nicht zu knacken sein, glauben die Berichterstatter. Selbst die 17 Medaillen aus Sotschi 2014 scheinen schwierig. Aber: Unmöglich sind sie nicht – wenn alle über sich hinauswachsen.