Zumindest die Decken versprühen viel Farbe
Lokalaugenschein im olympischen Dorf. Wer hier wohnt, lebt das olympische Ideal in einer recht spartanischen Ausprägung. Nur der Speisesaal hat Ausmaße einer Sporthalle.
Es wirkt wie eine Trabantenstadt, die versehentlich in den Bergen Südkoreas gelandet ist. Und wer das erste Mal mit dem Auto um die Kurve biegt und das olympische Dorf erblickt, der ist höflich gesagt überrascht – zumindest. Acht gewaltige Hochhausblöcke stehen hier aneinandergereiht auf der grünen Wiese, das Ganze ist wie bei Olympia üblich umgeben von Zäunen und Sicherheitskräften. Das „Pyeongchang Olympic Village“ist in den kommenden Wochen die Heimat von 3500 Athleten und Betreuern, darunter auch das fast vollständige österreichische Aufgebot. Ein zweites olympisches Dorf gibt es am Meer in Gangneung für 2400 Bewohner, da wohnen aus Österreich aber nur die beiden Eisschnellläufer und das Eiskunstlaufpaar Kiefer/Ziegler. Nur: Von dem Glanz und dem Luxus, mit dem sich das IOC hier normalerweise umgibt, ist in beiden Quartieren nichts zu sehen. afür hat man aber keine Schwierigkeiten, wenn man das Quartier der Österreicher finden will: Große rot-weiße-rote Fahnen erstrecken sich über die unteren fünf Stockwerke des Blocks, daneben künden die Fahnen von Griechenland, Kasachstan und Irland, dass es sich hier um ein buntes Völkergemisch handelt, das das Haus bevölkert.
Als zwei der ersten Sportlerinnen zogen Katharina Innerhofer und Lisa Hauser hier ein. Die beiden Biathletinnen bereimeinschaft
Dsich diese Woche schon auf ihre ersten Einsätze vor, die am Samstag mit dem Sprint über 7,5 Kilometer erfolgen – wie alle Biathlon-Bewerbe hier zur Abend- und damit in Europa zur Mittagszeit. Für Innerhofer sind es die zweiten Olympischen Spiele, sie hat also Vergleichsmöglichkeiten: „In Sotschi war alles größer, aber wir kommen auch hier gut zurecht.“Ein kleiner Vorraum, ein kleines Bad, Schlafzimmer, Wohnzimmer und eine Küche haben die beiden in ihrem Appartement. Wo- bei Küche eine Übertreibung ist: Die ist zwar bereits komplett eingebaut, aber dick mit einer Plastikschicht verpackt. ie Erklärung: Die Wohnungen im olympischen Dorf sind bereits allesamt verkauft, zwei Wochen nach den Paralympischen Spielen werden sie ihren neuen Besitzern übergeben – und da sollen sich die Gebrauchsspuren in Grenzen halten. Darum ist die Küche zwar da, aber nicht betriebsbereit. Nur: Zum Kochen wird die olympische Wohngeten
Dohnedies nicht kommen. Hier gibt es eine gewaltige „Dining Hall“, die, wie Innerhofer sagt, „wie eine Sporthalle ausschaut“. Damit trifft sie den Nagel auf den Kopf: Bei den Asien-Spielen fungierte sie als Basketballhalle, nach Olympia soll hier ein Kulturzentrum entstehen. ssen gibt es rund um die Uhr und in allen Geschmacksrichtungen: Koreanisch, Sushi, vegetarisch, Halal, Pizza, Burger, Salatbuffet, Fleisch, Fisch. „Einfach alles geht, man könnte auch 24 Stunden lang frühstücken“, erzählt Innerhofer, die sich bei Essen selbst keine Vorgaben macht: „Ich esse, was mir schmeckt: meist Salat, Fleisch und Fisch.“
Die Einrichtung der Zimmer ist hell und freundlich, der Blick auf das gegenüberliegende Hochhaus nicht ganz so auflockernd. Dafür sind die Decken erfrischend bunt, in kräftig roten Farben gehalten und mit den Symbolen der Spiele verziert. Warum das wichtig ist? Es ist ein Brauch bei Olympia, dass die Sportler die Bettdecken als Souvenir mitnehmen dürfen. Innerhofer hat die Decke von Sotschi daheim, die von Pyeongchang wird nun also folgen. ur ganz wenige Österreicher wohnen außerhalb dieses Dorfes in den Bergen: Snowboarder und Abfahrer etwa logieren direkt an ihren Wettkampfstätten in Bokwang bzw. Jeongseon, da die tägliche Anreise dorthin zu weit wäre.
EN