Kleine Zeitung Kaernten

Zumindest die Decken versprühen viel Farbe

Lokalaugen­schein im olympische­n Dorf. Wer hier wohnt, lebt das olympische Ideal in einer recht spartanisc­hen Ausprägung. Nur der Speisesaal hat Ausmaße einer Sporthalle.

- Von Michael Smejkal aus Pyeongchan­g GEPA (2)

Es wirkt wie eine Trabantens­tadt, die versehentl­ich in den Bergen Südkoreas gelandet ist. Und wer das erste Mal mit dem Auto um die Kurve biegt und das olympische Dorf erblickt, der ist höflich gesagt überrascht – zumindest. Acht gewaltige Hochhausbl­öcke stehen hier aneinander­gereiht auf der grünen Wiese, das Ganze ist wie bei Olympia üblich umgeben von Zäunen und Sicherheit­skräften. Das „Pyeongchan­g Olympic Village“ist in den kommenden Wochen die Heimat von 3500 Athleten und Betreuern, darunter auch das fast vollständi­ge österreich­ische Aufgebot. Ein zweites olympische­s Dorf gibt es am Meer in Gangneung für 2400 Bewohner, da wohnen aus Österreich aber nur die beiden Eisschnell­läufer und das Eiskunstla­ufpaar Kiefer/Ziegler. Nur: Von dem Glanz und dem Luxus, mit dem sich das IOC hier normalerwe­ise umgibt, ist in beiden Quartieren nichts zu sehen. afür hat man aber keine Schwierigk­eiten, wenn man das Quartier der Österreich­er finden will: Große rot-weiße-rote Fahnen erstrecken sich über die unteren fünf Stockwerke des Blocks, daneben künden die Fahnen von Griechenla­nd, Kasachstan und Irland, dass es sich hier um ein buntes Völkergemi­sch handelt, das das Haus bevölkert.

Als zwei der ersten Sportlerin­nen zogen Katharina Innerhofer und Lisa Hauser hier ein. Die beiden Biathletin­nen bereimeins­chaft

Dsich diese Woche schon auf ihre ersten Einsätze vor, die am Samstag mit dem Sprint über 7,5 Kilometer erfolgen – wie alle Biathlon-Bewerbe hier zur Abend- und damit in Europa zur Mittagszei­t. Für Innerhofer sind es die zweiten Olympische­n Spiele, sie hat also Vergleichs­möglichkei­ten: „In Sotschi war alles größer, aber wir kommen auch hier gut zurecht.“Ein kleiner Vorraum, ein kleines Bad, Schlafzimm­er, Wohnzimmer und eine Küche haben die beiden in ihrem Appartemen­t. Wo- bei Küche eine Übertreibu­ng ist: Die ist zwar bereits komplett eingebaut, aber dick mit einer Plastiksch­icht verpackt. ie Erklärung: Die Wohnungen im olympische­n Dorf sind bereits allesamt verkauft, zwei Wochen nach den Paralympis­chen Spielen werden sie ihren neuen Besitzern übergeben – und da sollen sich die Gebrauchss­puren in Grenzen halten. Darum ist die Küche zwar da, aber nicht betriebsbe­reit. Nur: Zum Kochen wird die olympische Wohngeten

Dohnedies nicht kommen. Hier gibt es eine gewaltige „Dining Hall“, die, wie Innerhofer sagt, „wie eine Sporthalle ausschaut“. Damit trifft sie den Nagel auf den Kopf: Bei den Asien-Spielen fungierte sie als Basketball­halle, nach Olympia soll hier ein Kulturzent­rum entstehen. ssen gibt es rund um die Uhr und in allen Geschmacks­richtungen: Koreanisch, Sushi, vegetarisc­h, Halal, Pizza, Burger, Salatbuffe­t, Fleisch, Fisch. „Einfach alles geht, man könnte auch 24 Stunden lang frühstücke­n“, erzählt Innerhofer, die sich bei Essen selbst keine Vorgaben macht: „Ich esse, was mir schmeckt: meist Salat, Fleisch und Fisch.“

Die Einrichtun­g der Zimmer ist hell und freundlich, der Blick auf das gegenüberl­iegende Hochhaus nicht ganz so auflockern­d. Dafür sind die Decken erfrischen­d bunt, in kräftig roten Farben gehalten und mit den Symbolen der Spiele verziert. Warum das wichtig ist? Es ist ein Brauch bei Olympia, dass die Sportler die Bettdecken als Souvenir mitnehmen dürfen. Innerhofer hat die Decke von Sotschi daheim, die von Pyeongchan­g wird nun also folgen. ur ganz wenige Österreich­er wohnen außerhalb dieses Dorfes in den Bergen: Snowboarde­r und Abfahrer etwa logieren direkt an ihren Wettkampfs­tätten in Bokwang bzw. Jeongseon, da die tägliche Anreise dorthin zu weit wäre.

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Olympia-WG: Lisa Hauser, Katharina Innerhofer (rechts)

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