Kleine Zeitung Kaernten

EU-Vorstoß: Kommt das Ende der Sommerzeit?

Das EU-Parlament fordert eine Evaluierun­g der Zeitumstel­lung von der Kommission. Überwiegt das Negative, könnte das Drehen an der Uhr ein Ende finden.

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Wie sinnvoll ist die zweimal im Jahr vorzunehme­nde Zeitumstel­lung? Diese Frage beschäftig­t viele Politiker seit Jahren. Gestern stimmte dazu das EU-Parlament in Straßburg ab. Die Forderung des Verkehrsau­sschusses, die Sommerzeit ganz abzuschaff­en, fand zwar keine Mehrheit, aber man verlangt in einem Entschließ­ungsantrag eine Überprüfun­g durch die Kommission. Falls notwendig, solle diese dann einen Vorschlag zu einer Änderung vorlegen.

EU-Verkehrsko­mmissarin Violeta Bulc zeigte sich offen für Anpassunge­n, stellte aber klar, dass eine Abschaffun­g der Zeitumstel­lung nur unionsweit erfolgen könne: „Es wäre schädlich für den Binnenmark­t, den Mitgliedst­aaten die Abschaffun­g gänzlich freizustel­len.“Diese Meinung teilt auch das Gros der österreich­ischen EUMandatar­e. Für Karin Kadenbach (SPÖ) ist eine „europaweit einheitlic­he Regelung“besonders wichtig. Heinz Becker (ÖVP) sieht den Weg geebnet, um eine „raschestmö­gliche Entscheidu­ng“herbeizufü­hren.

Eine Änderung der geltenden Richtlinie kann aber nur die Kommission vorschlage­n, in Folge würde der Vorschlag dann dem EU-Parlament und dem EU-Rat als Ko-Gesetzgebe­r übermittel­t. Von einer tatsächlic­hen Abschaffun­g der Zeitumstel­lung ist also noch keine Rede. Becker schätzt, dass frühestens Ende 2019 mit einer tatsächlic­hen Abschaffun­g zu rechnen wäre. Ein entspreche­nder Antrag Österreich­s im Rat wäre für ihn denkbar, allerdings muss die Zustimmung im Rat einstimmig sein.

„Energiespa­rende Effekte der Zeitumstel­lung sind ausgeblieb­en und auch für die Gesundheit von Mensch und Tier ist die Umstellung wenig förderlich“, fasst Kadenbach die bislang vielfach publiziert­en Erkenntnis­se der Wissenscha­ft zusammen. Unmittelba­r nach einer Umstellung kommt es demnach etwa vermehrt zu Verkehrsun­fällen oder zu vermindert­er Leistungsf­ähigkeit in Schulen oder am Arbeitspla­tz. Sogar die Milchprodu­ktion der Kühe gehe kurzfristi­g um zehn Prozent zurück, erklärt Becker.

In Österreich wurde die Sommerzeit 1980 eingeführt. Unter dem Einfluss des Ölschocks erhoffte sich die Regierung damals von hellen Abenden Energieein­sparungen. Ob nun Sommeroder Normalzeit abgeschaff­t würden, steht noch nicht fest.

Die jährlich zweimalige Zeitumstel­lung ist sinnlos und gefährlich. Heinz Becker, EU-Mandatar

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