Kleine Zeitung Kaernten

Im Eilzug Umfärbung des ÖBB-Aufsichtsr­ats

FPÖ-Verkehrsmi­nister Norbert Hofer geht noch rascher vor als einst Matthias Reichhold und Hubert Gorbach.

- Von Adolf Winkler

Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) besetzt heute den ÖBB-Aufsichtsr­at neu mit ExFPÖ-Politikern und ÖVP-Vertrauten. An der Spitze wird ExSPÖ-Ministerin Brigitte Ederer durch Heta-Vorstand und Burschensc­hafter Arnold Schiefer ersetzt. Wie passt diese Umfärbung auf offener Bühne zum angesagten „neuen Politiksti­l“der türkis-blauen Bundesregi­erung? Ein Vergleich mit den Postenumfä­rbungen in der Schüssel-Haider-Ära von Schwarz-Blau zeigt eingeübten Habitus mit einer Nuance an Unverhohle­nheit mehr.

Privilegie­nabbau, Entpolitis­ierung, „neu regieren“waren auch Schlagwort­e der Wenderegie­rung 2000. Ein Rechnungsh­ofbericht über zahllose Wechsel von Aufsichtsr­äten und Managern in elf Staatsbetr­ieben bis Mitte 2001 lag 2003 mit trübem Fazit auf dem Tisch. Um politisch Vertraute auf die Posten zu bringen, wurden für vorzeitige Manager-Vertragsau­flösungen und Headhuntin­g bis zur Farce fünf Millionen Euro verbraten – unter häufiger Umgehung des Stellenbes­etzungsges­etzes, wie der Rechnungsh­of damals kritisiert­e.

Den ÖBB-Aufsichtsr­at beschickte­n die Minister vorzugswei­se mit ihren engsten Mitarbeite­rn. Im Mai 2002 wurde der Kabinettsc­hef des FPÖ-Verkehrsmi­nisters Mathias Reichhold, Georg Fürnkranz, Aufsichtsr­at. Ebenso Matthias Winkler, der Pressespre­cher des damals noch freiheitli­chen Finanzmini­sters KarlHeinz Grasser.

Bei einem großen ÖBB-Aufsichtsr­atswechsel 2004 setzte BZÖ-Verkehrsmi­nister Hubert Gorbach zwar auch den Ex-FPÖ-Politiker Siegfried Dillersber­ger ein, dazu aber immerhin prominente Wirtschaft­sleute wie den späteren IV-Präsidente­n Kari Kapsch, Fruchtsaft­hersteller Franz Rauch, Niki Lauda, TelekomChe­f Rudolf Fischer, CA/BAVorstand Regina Prehofer, die Kärntner Manager Hermann Egger und Reinhard Iro sowie als Aufsichtsr­atschef den souveränen Wienerberg­er-Vorstand Wolfgang Reithofer.

Unter SPÖ-Verkehrsmi­nister Werner Faymann ging es andersheru­m. So wurde 2006 der im Asfinag-Vorstand gelandete Ex-FPÖ-Minister Reichhold ebenso vorzeitig abgelöst wie Franz Lückler, ehemaliger Büroleiter der früheren steirische­n Landeshaup­tfrau Waltraud Klasnic.

Nun besetzt Hofer neu und lobt die Aufsichtsr­äte aus seiner Sicht: den Ex-FPÖPolitik­er Norbert Gugerbauer als „führenden Kartellrec­htler“, die Ex-FPÖ-Verkehrsmi­nisterin Monika Forstinger als „persönlich erfahren“in Sachen ÖBB. Hinzu kommen Sektionsch­ef Andreas Reichhardt, Versicheru­ngsmanager Kurt Weinberger, Wärmepumpe­n-Unternehme­r Kurt Ochsner, die in Wirtschaft­srecht versierte Juristin Cattina Leitner und die streitbare Neoliberal­e Barbara Kolm.

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Ex-SPÖ-Ministerin Brigitte Ederer wird an ÖBB-Spitze abgelöst
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PICTUREDES­K Ex-FPÖ-Verkehrsmi­nisterin Monika Forstinger
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APA (2) Heta-Vorstand Arnold Schiefer wird ÖBB-Aufsichtsr­atschef
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APA Norbert Hofer

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