Novomatic will vorerst nicht an die Börse
Die Novomatic-Gruppe steigert den Umsatz auf 4,8 Milliarden Euro. Großinvestition in 100.000 neue deutsche Spielautomaten nötig.
Auf 4700 Quadratmetern zeigen 25 Unternehmen der Novomatic-Gruppe im Excel-Messezentrum direkt an der Themse 400 hochmoderne Spielmaschinen. Von PubProdukten bis zu Social Gaming reicht der Bogen, vor allem Online-Spiele gewinnen, das zeigt die bedeutendste Glücksspielmesse der Welt „ICE Totally Gaming“, weiter an Bedeutung.
Mit dem Erwerb von gut 52 Prozent der Anteile des australischen Branchenriesen Ainsworth, der Anfang Jänner finalisiert wurde, verleibte sich die in Gumpoldskirchen beheimatete Novomatic erst jüngst einen großen Brocken ein. Jetzt setzt der Konzern im Besitz von Alleinaktionär Johann Graf auf Konsolidierung und interne Synergien. Knapp 300 Beteiligungen gehören zur Gruppe, allein in den letzten drei Jahren wurden 100 neue Firmen übernommen, rund 500 Millionen Euro pro Jahr flossen in Akquisitionen. „In den nächsten ein bis zwei Jahren wollen wir uns mit Zukäufen zurückhalten und uns auf den US-Markt und Online konzentrieren“, erklärt VorÜber standschef Harald Neumann in London. Zukäufe werde es nur dort geben, „wo es Sinn macht“.
Aber auch 2018 soll wieder kräftig investiert werden: Bis 11. November müssen 100.000 deutsche Spielautomaten ausgetauscht werden, um den neuen regulatorischen Vorgaben der Behörden zu genügen. Kostenpunkt: 250 Millionen Euro. In Gumpoldskirchen arbeite man daher in Mehrschichtbetrieben an der Erzeugung der neuen Automaten. Ein Investment, das man, so Neumann, „gerne“mache, denn der Nachbar im Norden sei der wichtigste Markt.
Einen Rückschlag müsse man bei Onlinespielen hinnehmen: Wegen fehlender einheitlicher Gesetzgebung in Deutschland ziehe man sich aus dem Bereich vorerst ganz zurück und rechnet 2018 im Umsatz mit starken Einschränkungen.
In anderen Märkten boomen vernetzte Online-Spiele. „Das lässt sich nicht aufhalten. Besser transparent und reguliert als illegal“, sagt Technikvorstand Thomas Graf. Derzeit beträgt der Online-Umsatzanteil sieben Prozent. In Österreich sieht Neumann die Zeit reif für eine neue Gesetzgebung zu OnlineSpielen – bisher hält „win2day“der Lotterien die einzige Lizenz. illegale Angebote würden derzeit mehr als 50 Prozent der Umsätze großteils an der Steuer vorbei abgewickelt.
Mit dem Neuerwerb Ainsworth soll der US-Markt aufgerollt werden. Fünf Prozent Marktanteil halten die Australier bei US-Spielautomaten, diesen wolle man in zwei bis drei Jahren verdoppeln. „Am USMarkt stehen wir erst in den Anfängen“, so Neumann.
Eine Umsatzschätzung für 2017 legte Neumann in London ebenfalls vor: Die Novomatic AG erzielte 2,5 Milliarden Umsatz, etwa zehn Prozent mehr als 2016. Gemeinsam mit Schwesterunternehmen ACE und Gryphon Invest komme man auf einen addierten Umsatz von 4,8 Milliarden, nach 4,4 Milliarden im Jahr 2016. Bei der Novomatic AG resultieren 60 Prozent des Umsatzes aus dem Betrieb von Spielautomaten, 40 Prozent aus deren Verkauf. Von den 30.000 Mitarbeitern arbeiten mehr als 3300 in Österreich. Gewinnzahlen wurden nicht bekannt gegeben, das Ergebnis werde aber 2017 voraussichtlich nicht steigen, sagt Neumann. 2016 lag das Ergebnis der geaber
wöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) bei knapp 230 Millionen Euro.
Für die Beteiligung der Novomatic an den Casinos Austria (Casag) wünscht sich Neumann eine gemeinsame Strategie der drei Haupteigentümer, und zwar „in den nächsten Monaten“. An der Casag sind vornehmlich die tschechische Sazka-Gruppe (sie hält aktuell 34 Prozent und wird auch einen Großteil der neunprozentigen Casag-Anteile der Grawe-Tochter Schelhammer & Schattera übernehmen), die staatliche ÖBIB (33 Prozent) sowie Novo- matic beteiligt. Neumann erwartet sich, dass die Casag, an der man rund 17,2 Prozent hält, ihr Geschäft „in allen Bereichen“– also Casinos, Lotterien und Online – ausbaue.
Zu den vorerst abgesagten Novomatic-Börsenplänen sagt Neumann, er sei froh, dass 2017 kein Börsengang stattgefunden habe. „Es wird auch in den nächsten zwei Jahren keinen geben.“Voraussetzung sei eine „durchgehende Glücksspielregulierung“in den wesentlichen Märkten wie den USA.