Kleine Zeitung Kaernten

„Nicht schwierig, aber knifflig!“

Der erste Test zeigte: Die OlympiaAbf­ahrt bietet wenig Spektakulä­res, aber viele Chancen auf Fehler. Das Tüfteln hat begonnen.

- Von Michael Schuen aus Jeongseon Gefühl – das hört man

Es ist ja fast das sportliche Paradoxon: Je leichter eine Abfahrt ist, umso schwierige­r ist es, auf ihr zu gewinnen. So gesehen ist die Olympia-Abfahrt von Pyeongchan­g in Jeongseon ein Paradebeis­piel. Denn schwierig, das ist die Strecke am „heiligen Berg“wirklich nicht. „Mit den Klassikern in Wengen oder Garmisch hat das nichts zu tun. Und einen Vergleich gibt es auch nicht. Wenn, dann im Europacup, weil im Weltcup würde die Strecke eher zu den leichteste­n zählen“, meinte etwa Vincent Kriechmayr nach dem ersten Trainingsl­auf. Und ergänzte: „Die Pisten sind in tollem Zustand, da hat man immer ein gutes Gefühl – aber genau das macht es so schwer, schnell zu sein ...“

Schnell, das war beim ersten Abtasten vor allem der Kanadier Manuel Osborne-Paradis, der (mit Torfehler) Bestzeit fuhr. Alleine daran erkennt man, worauf es hier ankommt: „Man muss sich hier nicht beim letzten Sprung Gedanken darü- ber machen, ob man es bis ins Ziel schafft, wie in Wengen oder Garmisch“, sagte Osborne lachend, „man muss sanft fahren, Speed mitnehmen. Einige schauen hier einfach toll aus und sind doch zwei Sekunden hinten – die Schwierigk­eit ist es, alles richtig hinzubekom­men.“Bei dem Bronzemeda­illengewin­ner im Super-G von St. Moritz im Vorjahr sieht es ganz danach aus. „Es war aber nicht lustig, immer vor einem Großereign­is schlecht zu sein. Ich hatte vor der Saison ein gutes Gefühl, das ist schon in Lake Louise vorbei gewesen. Und dann habe ich es nie mehr gefunden – das schaffst du bei den Rennen im Jänner auch nicht. Jetzt war ich eine Woche daheim – und das Gefühl ist endlich da!“

oft nach dem ersten Trainingsl­auf am Mount Gariwang. Es geht hier ums richtige Gefühl, wann man den Schwung fährt, ums richtige Gefühl, wie hart man die Ski in den Schnee setzt, um das Gefühl, das Tempo mitzunehme­n. Und um die Fähigkeit, es nie zu verlieren. „Es ist nicht schwierig, aber knifflig“, sagt Hannes Reichelt, „du musst alles treffen, darfst nicht zu weite Wege fahren, aber auch nicht zu gerade. Klar ist, dass man sich keine Fehler erlauben darf: Denn wenn du einmal Tempo verlierst, kannst du es nie wieder aufnehmen, dazu fehlen die

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