Ihr Blick wird zu schönen Tönen
Christine Scheucher aus Klagenfurt wurde für eine Radio-Reportage über das Silicon Valley ausgezeichnet.
Wie man zu einer fixen Mitarbeiterin beim Intellektuellensender Österreich eins wird und für eine Radioreportage über das Silicon Valley den renommierten Karl-Renner-Publizistikpreis erhält?
Zum Beispiel so wie Christine Scheucher!
„Ich habe schon als Volksschülerin Radio gespielt. Meine Freundin und ich nannten es ,Radio dabei‘. Wir sprachen Nachrichten auf Kassetten, sangen das Musikprogramm selber und interviewten meinen Vater.“Aber nicht in Harald Scheuchers Eigenschaft als ÖVP-Politiker oder gar zukünftiger Klagenfurter Bürgermeister. „Nein, mein Vater hat verschiedene Rollen übernommen, weil wir abwechslungsreich sein wollten.“
Christine Scheucher studierte Literaturwissenschaften und Journalismus in Wien und Berlin, machte Praktika in London bei Österreichs Kulturforum und Tourismusbüro. Nach einem Gastspiel beim ORF Kärnten („Mein erster Beitrag behandelte die Taubenplage in Klagenfurt.“) schloss sie ihr Studium ab und bewarb sich als Praktikantin bei Ö 1.
Ernüchternder Einstieg: Sie sollte einen Monat lang alte Musicbox-Sendungen archivieren. Dann schlug ihre Stunde: „Eine Kollegin brachte einen Beitrag für ,Diagonal‘ nicht zusammen und ich sprang kurzfristig ein.“Mit Erfolg – und Folgen: Sie wurde freie Mitarbeiterin bei Ö 1.
Sie berichtete für „Diagonal“und den „Kulturmontag“, pendelte drei Jahre zwischen Wien und Paris, von wo aus sie den ORF mit Beiträgen etwa über ethische Modeshows versorg- te. „Diese Zeit in einer Pariser Hinterhofwohnung bei einem Freund, der an seiner Dissertation arbeitete, gehört zu meinen Highlights.“
Ein weiterer Höhepunkt war die Diagonal-Reportage „Im Tal der Datenschürfer – Stadtporträt Silicon Valley“, für die sie (mit Peter Waldenberger) vor Kurzem den Renner-Preis erhielt: „Konzerne wie Face- book, Google oder Microsoft geben sich cool, rebellisch und als Erben der Hippiebewegung. Dabei sind sie mit Haut und Haaren kapitalistisch, sammeln Daten über die User und kooperieren mit Geheimund Nachrichtendiensten. Diese Recherche war aufregend.“
Was Zukunftswünsche betrifft, ist sie erfrischend offen: „Ein Kind? Eine eigene Talkshow live um 1 Uhr nachts mit Gästen, die mich und die Zuschauer überraschen? Ein Roman, über den ich schon lange nachdenke?“
Was ihre Kärnten-Bindung angeht, ist die Antwort klarer: „Meine Oma, meine Eltern und der Wörthersee. Im Sommer umradle ich ihn und mache an frei zugänglichen Stellen lange Schwimmausflüge.“