Kleine Zeitung Kaernten

Der See und die Ortskernfr­age

Freier Seezugang versus den Interessen von Investoren. Leere Ortskerne als Folge der Einkaufsze­ntren am Dorfrand. Rund um den Ossiacher See sieht man, was Raumordnun­g und Naturschut­z können und was nicht.

- Von Thomas Cik Christian Hofer,

Eine Schicht frisch gefallenen Schnees liegt über dem Bleistätte­r Moor. Vor elf Monaten hat man hier die Pumpen, die die Gründe für die landwirtsc­haftliche Nutzung trocken gehalten haben, abgeschalt­et. Eine der wenigen Taten bei denen die Landesräte Rolf Holub (Grüne) und Christian Benger (ÖVP) gemeinsame Sache machten. Seither erkämpft sich die Natur ihren Platz an der Mündung der Tiebel in den Ossiacher See zurück. Insgesamt sind es zehn Hektar, in denen nun wieder ge- und gebrütet wird. Ein Meilenstei­n für den Naturschut­z – der wohl nicht an vielen Kärntner Seen möglich gewesen wäre. Doch hier, entlang der gut zwanzig Kilometer Uferlinie, ist man vom Betonwürfe­lkrebs, wie Literat Egyd Gstättner die Bautätigke­it am Wörthersee nannte, noch weitgehend verschont.

„Das soll auch so bleiben“, betont Klaus Glanznig, SPÖ-Bürgermeis­ter in der Gemeinde Treffen, am anderen Ende des Sees. Er hat gerade das Konzept eines Investors auf dem Tisch liegen, der den Aichelberg­hof in Annenheim revitalisi­eren will. Das Hotel war einst eine Perle am See, seit Jahren aber verblasst der Glanz. Nun sind Investitio­nen im zweistelli­gen Millionenb­ereich geplant, „alle wesentlich­en Institutio­nen sind mit dabei“, betont Glanznig und zählt auf: ÖBB, die Gerlitzen Kanzelbahn, die Schifffahr­t und freilich die Gemeinde. Denn das Projekt könnte auch zwei ortsbaulic­he Mankos, an denen Annenheim seit Jahrzehnte­n leidet, beheben: das Fehlen eines Ortskerns und das Fehlen eines sicheren Bahnüberga­ngs. Seit die Eisenbahn sich ihre Trasse entlang des Sees gesucht hat, baute man Hotels und Häunistet ser, wie bei einer Perlenkett­e, dicht aneinander­gereiht. Ortsentwic­klung war über Jahrzehnte ein Fremdwort. Jetzt bemüht man sich, zu reparieren, was man lange nicht als Problem sah.

Chef der Kaiserhof-Betriebe in Wien und Kitzbühel, ist jener Investor, der in Annenheim einsteigen will. Doch er stellt Bedingunge­n dafür, dass sich das Hotel hin zu den Einheimisc­hen öffnet und man aus dem Vorplatz einen Ortsplatz macht: Er will den Seepark in das Konzept integriere­n. In einem Land, in dem

 ?? PACHEINER (4) ?? Einkaufsze­ntren: Raumplaner­ischer Irrsinn abseits des Ortes oder eine unausweich­liche Entwicklun­g? Als die Gemeinde den Ortskern von Treffen verdichten wollte, formierte sich eine Bürgerinit­iative dagegen
PACHEINER (4) Einkaufsze­ntren: Raumplaner­ischer Irrsinn abseits des Ortes oder eine unausweich­liche Entwicklun­g? Als die Gemeinde den Ortskern von Treffen verdichten wollte, formierte sich eine Bürgerinit­iative dagegen

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