Der See und die Ortskernfrage
Freier Seezugang versus den Interessen von Investoren. Leere Ortskerne als Folge der Einkaufszentren am Dorfrand. Rund um den Ossiacher See sieht man, was Raumordnung und Naturschutz können und was nicht.
Eine Schicht frisch gefallenen Schnees liegt über dem Bleistätter Moor. Vor elf Monaten hat man hier die Pumpen, die die Gründe für die landwirtschaftliche Nutzung trocken gehalten haben, abgeschaltet. Eine der wenigen Taten bei denen die Landesräte Rolf Holub (Grüne) und Christian Benger (ÖVP) gemeinsame Sache machten. Seither erkämpft sich die Natur ihren Platz an der Mündung der Tiebel in den Ossiacher See zurück. Insgesamt sind es zehn Hektar, in denen nun wieder ge- und gebrütet wird. Ein Meilenstein für den Naturschutz – der wohl nicht an vielen Kärntner Seen möglich gewesen wäre. Doch hier, entlang der gut zwanzig Kilometer Uferlinie, ist man vom Betonwürfelkrebs, wie Literat Egyd Gstättner die Bautätigkeit am Wörthersee nannte, noch weitgehend verschont.
„Das soll auch so bleiben“, betont Klaus Glanznig, SPÖ-Bürgermeister in der Gemeinde Treffen, am anderen Ende des Sees. Er hat gerade das Konzept eines Investors auf dem Tisch liegen, der den Aichelberghof in Annenheim revitalisieren will. Das Hotel war einst eine Perle am See, seit Jahren aber verblasst der Glanz. Nun sind Investitionen im zweistelligen Millionenbereich geplant, „alle wesentlichen Institutionen sind mit dabei“, betont Glanznig und zählt auf: ÖBB, die Gerlitzen Kanzelbahn, die Schifffahrt und freilich die Gemeinde. Denn das Projekt könnte auch zwei ortsbauliche Mankos, an denen Annenheim seit Jahrzehnten leidet, beheben: das Fehlen eines Ortskerns und das Fehlen eines sicheren Bahnübergangs. Seit die Eisenbahn sich ihre Trasse entlang des Sees gesucht hat, baute man Hotels und Häunistet ser, wie bei einer Perlenkette, dicht aneinandergereiht. Ortsentwicklung war über Jahrzehnte ein Fremdwort. Jetzt bemüht man sich, zu reparieren, was man lange nicht als Problem sah.
Chef der Kaiserhof-Betriebe in Wien und Kitzbühel, ist jener Investor, der in Annenheim einsteigen will. Doch er stellt Bedingungen dafür, dass sich das Hotel hin zu den Einheimischen öffnet und man aus dem Vorplatz einen Ortsplatz macht: Er will den Seepark in das Konzept integrieren. In einem Land, in dem