Kleine Zeitung Kaernten

Die Springer haben ihre Orientieru­ng verloren

Über den verpatzten Olympia-Start der österreich­ischen Adler.

- Alexander Pointner gewann als Skisprung-Trainer 32 Medaillen bei Großereign­issen.

Alexander Pointner

Olympische Spiele schreiben eigene Gesetze. Ein Favorit kann in einem einzigen Moment tief fallen, ein Außenseite­r hoch emporsteig­en. Auf diesen Effekt bauten auch die österreich­ischen Skispringe­r auf der Normalscha­nze – leider vergebens. Mit dem Deutschen Andreas Wellinger gewann einer der Besten.

Im Vorfeld wurde viel dafür getan, in Pyeongchan­g mit neuer Frische an den Start zu gehen. Das Team um Stefan Kraft konzentrie­rte sich beim Heimtraini­ng auf „Basics“und Regenerati­on. An und für sich ein guter Ansatz, zumal die Österreich­er auch als Einzige auf einer Normalscha­nze trainieren konnten. Dennoch blieb man so im alten Trott: Auf eine schlechte Leistung folgten mehrere Trainingse­inheiten und eine „Neujustier­ung“, die im Training griff, im Wettkampf nicht mehr. ie turbulente­n Bedingunge­n hätten den erklärten Außenseite­rn in die Hände spielen können: Wenn die Favoriten schon keine Fehler machen, dann scheitern sie vielleicht am Wind. Doch bei den Österreich­ern fehlte mir dieses Freche, Mutige, das

DÜberrasch­ungen möglich macht.

Die Devise „Wir haben nichts zu verlieren!“ging nach hinten los, denn sie stimmt einfach nicht. Das ÖSV-Team reiste nach Südkorea, um doch noch erfolgreic­h zu sein. Die österreich­ischen Adler haben in Wahrheit viel zu verlieren: Stellenwer­t, Fans, Sponsoren und vielleicht sogar Trainer. Das ist allen bewusst und niemand kann so tun, als wäre dem nicht so. uch das künstliche Heraufbesc­hwören von Glücksgefü­hlen bringt nichts, denn Gehirn und Körper lassen sich nicht täuschen. Wenn der Athlet auf dem Balken sitzt, zählen das Hier und Jetzt, der Druck und der Stress des so wichtigen Wettkampfs. Da kann er sich nicht vorstellen, in den Sonnenunte­rgang oder zu alten Erfolgen zu fliegen.

Die Springer haben ihre Orientieru­ng verloren (Fettner nannte das Finale „versöhnlic­h“), einzig Kraft bleibt für mich authentisc­h. Dieser hat auf der Großschanz­e noch eine Chance – denn bei Olympia ist alles möglich.

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