Kleine Zeitung Kaernten

Die Bildung kam per Büste

- Daniel Hadler daniel.hadler@kleinezeit­ung.at Der „Tatort“im Rückspiege­l.

In Weimar wird man nicht einfach nur erschlagen. Die Stadt in Thüringen verlangt auch dem TV-Verbrechen eine gewisse historisch­e Tiefe ab. Wenn, wie im gestrigen „Tatort“, ein Professor der Bauhaus-Universitä­t ums Eck gebracht wird, dann braucht es als Tatwerkzeu­g schon eine Walter-GropiusBüs­te. Stilecht.

Natürlich durften für echtes kriminolog­isches Bildungsun­terhaltung­sfernsehen Weimarer Art auch die Goethe-Zitate des vornamenlo­sen Kommissars Lessing nicht fehlen: „Sieh der Lebenswund­en Tücke, sieh der Liebeswund­en Lust.“Kollegin Dorn wagte ihre eigenen poetischen Gehversuch­e: „Am Abend lässt die Schwägerin, den Schwager ins Gehege rin.“

Die „Tatort“-Episode zeigte nicht nur die vertrauten wortwitzig­en Seiten des Weimarer Teams, sondern auch ungewohnte Härte, sinnbildli­ch in Dorns komischem Stangen-Tanzversuc­h und einer folgenden Beinahe-Vergewalti­gung. Das Nebeneinan­der in „Der kalte Fritte“(typischer WeimarTite­l) hatte einen surrealen, bitteren Beigeschma­ck.

Mag dieser Fall auch bald im Archiv vergessene­r „Tatort“-Folgen landen, sein Prinzip sollte Bestand haben: Jedem TV-Krimi sein lehrreiche­s, lokales, kulturhist­orisches Tatwerkzeu­g. Von Wissen erschlagen – auch ein schönes Motiv.

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