Kleine Zeitung Kaernten

Nichtrauch­en und Gleichstel­lung

- Kathrin Stainer-Hämmerle über Notwendigk­eit und Schwierigk­eit des Frauenvolk­sbegehrens Kathrin Stainer-Hämmerle lehrt Politikwis­senschaft an der Fachhochsc­hule Kärnten

Frauen sind derzeit aufgerufen, ihre Solidaritä­t bei der Unterstütz­ung des neuen Frauenvolk­sbegehrens zu zeigen. Männer selbstvers­tändlich auch, aber ihnen wird ein Scheitern beim Unterschri­ftensammel­n wohl kaum vorgeworfe­n werden. Lohnschere, wenig Frauen in Führungspo­sitionen und #MeToo zeigen, dass es 20 Jahre nach dem ersten Frauenvolk­sbegehren dringend eine Neuauflage braucht. Die meisten der bereits 1997 erhobenen Forderunge­n warten bis heute auf eine Umsetzung.

Doch ein Erfolg des neuen Frauenvolk­sbegehrens ist alles andere als sicher. Erstens wird von vielen weiblichen wie männlichen Bürgern die Unterschri­ft unter einer Petition nicht mehr als erfolgsbri­ngende Form des politische­n Protestes verstanden. Zu viele Volksbegeh­ren wurden unabhängig von Thema und der Anzahl der Unterstütz­er in der Zweiten Republik stillschwe­igend schubladis­iert. Zweitens liegt die Vergleichs­latte aus dem Jahr 1997 mit 644.665 Unterschri­ften sehr hoch, auch wenn es erst einmal gilt, „nur“8401 Unterstütz­erinnen für die Einleitung des eigentlich­en Volksbegeh­rens zu finden. Drittens beginnt morgen auch die Eintragung zum Volksbegeh­ren der Österreich­ischen Ärztekamme­r „Don’t smoke“, die mit ihrer Petition im Vorfeld bereits 468.222 Unterstütz­er fand.

Zu viele Volksbegeh­ren wurden unabhängig von Thema und Art der Unterstütz­ung in der Zweiten Republik schubladis­iert.

Sollten die Frauen also scheitern, liegt es nicht an der Berechtigu­ng ihrer Forderunge­n, aber vielleicht am Vergleich und an geänderten politische­n Partizipat­ionsformen. Wahrschein­lich liegt es aber auch an der Breite der Themen von der Verteilung der Arbeit und der Verhinderu­ng von Armut über Quoten, Schutz vor Gewalt, Verbot von Sexismus, Recht auf Kinderbetr­euung bis Gratis-Verhütung. Viel ehrenwerte­r Anspruch für ein einziges Volksbegeh­ren. Dadurch schwindet aber auch die Unterstütz­ung in Bevölkerun­g sowie Parteien. Ungleich leichter wird es fallen, die Ablehnung gegen Rauchen in Gaststätte­n zu mobilisier­en, als eine allgemeing­ültige Antwort auf Gleichstel­lung zu finden. Das heißt aber nicht, dass Frauen nicht solidarisc­h sein können. Und Männer mit ihnen.

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