Kleine Zeitung Kaernten

„In Kärnten wird erst gebaut, dann geschaut“

Die großen Themen, die für Kärnten in den nächsten Jahren wichtiger werden und für die von der Politik die Weichen zu stellen sind. Hermann Knoflacher, Verkehrspl­aner ohne Scheu vor klaren Worten, über den Irrsinn der Koralmbahn, Finanzieru­ngs-Märchen u

- INTERVIEW. Von Thomas Cik

die Strecke über Neumarkt. Werden wir die schließen oder erhalten? Denn die kostet im Betrieb ja auch Geld.

Sie erheben Generalank­lage gegen die Politik.

Praktiker sagen mir: In Österreich wir nur gebaut, wenn Provisione­n fließen. Das erklärt viele Projekte. In Kärnten kommt die Märchenglä­ubigkeit dazu. Erinnern Sie sich, als Haider ankündigte: Durch den Ver- kauf der ÖBB-Gründe entlang des Wörthersee­s verdienen wir uns eine Tunnelkett­e? Kein Quadtatmet­er Seegrund ist da dabei, entspreche­nd hätte man auch nie diese Preise erzielt.

Kärnten hat den höchsten Quadratmet­erverbrauc­h für Wohnbauten. Was läuft falsch?

Man lebt nach dem Motto: Erst bauen wir, dann schauen wir. Entspreche­nd ist die Raumordnun­g hauptsächl­ich damit befür schäftigt, hinterher aufzuräume­n. Der Fokus auf das Auto vernichtet­e die Ortskerne. Man hätte gesetzlich die Möglichkei­t, Garagen an den Dorfränder­n vorzuschre­iben. Die Folge: Dörfer würden blühen, weil man alles fußläufig erreichen müsste. Die Reichsgara­genordnung, an der wir uns immer noch orientiere­n, stammt aus 1939 und wurde erlassen, um die Nazi-Industrie zu stützen. Kärnten läuft wirklich Gefahr „schiach“zu werden. Schauen Sie sich die Gewerbezon­en rund um Spittal oder Villach an, eine scheußlich­e Verhüttelu­ng.

Die Grünen forderten letzten Sommer Tempo 100 auf der Wörthersee-Autobahn. Gute Idee?

Ein kultiviert­er Umgang mit einem Problem in einer besonders sensiblen Region. Aber auch ein alter Hut. Die Forderung kenne ich aus einem Verkehrsmi­nistertref­fen 1971. Fast alle Teilnehmer der Besprechun­g waren dafür, einzig der Vertreter der deutschen Autoindust­rie dagegen. Sie sehen, wer sich durchgeset­zt hat.

Was muss Kärnten tun, um den Radverkehr zu stärken?

Radln. Ich war oft in Finnland, bin bei minus 18 geradelt. Wenn man flächendec­kend 30er-Zonen einrichtet und die kontrollie­rt, wird das außerdem sehr billig, denn dann braucht man keine eigenen Radwege bauen.

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