Kleine Zeitung Kaernten

Experten: Forschung braucht mehr Geld und besseren Ruf

In Linz wurde über den Wert der heimischen Forschung debattiert – und darüber, was diesen Wert aktuell mindert.

- Christina Traar

Coin Offering“, eine in Österreich noch kaum gebräuchli­che Methode des Crowdfundi­ngs von Kryptowähr­ungen.

900 von insgesamt 1,5 Milliarden „Cultural Coins“werden ab 26. Februar (vor-)verkauft. Mit den Einnahmen sollen die technische Weiterentw­icklung und Eroberung neuer Märkte finanziert werden. 2019 stehen Themenpark­s in den USA am Expansions-Programm, 2020 die Expo in Dubai. Bis 2022 strebt man zwölf Prozent des Ticketmark­ts an. Der Feistritze­r Patrick Tomelitsch steht hinter den „Cultural Places“und den „Cultural Coins“

Wenngleich Kryptowähr­ungen stark in Verruf gerieten, sieht Tomelitsch seine „Cultural Coins“keineswegs als Spekulatio­nsobjekt: „Sie können im Kultur-Ökosystem barrierefr­ei eingelöst und ab dem dritten Quartal auf externen Börsen im Internet gehandelt werden.“Vor allem im Vergleich zu herkömmlic­hen Ticketings­ystemen sei die Abwicklung damit „billiger, effiziente­r und schneller“, bezahlt werden könne weltweit in jeglicher Währung.

Seit mit dem Genetiker Josef Penninger ein Top-Forscher das Land für einen Job im Ausland verlassen hat, geht in der heimischen Forschung die Angst um. Verlieren wir die Forscher von morgen? Genau dieser Frage widmete sich dieser Tage eine Podiumsdis­kussion in Linz, organisier­t von der „Presse“und der Voestalpin­e. Unter der Leitung von „Presse“Chefredakt­eur Rainer Nowak wurde über Österreich­s Wert als Forschungs­standort gesprochen – und darüber, was ebendiesen Wert mindert.

Laut Markus Hengstschl­äger, Vorstand des Instituts für Medizinisc­he Genetik an der MedUni Wien, gebe es in Österreich Nachholbed­arf, wenn es um Patente und Publikatio­nen geht. Zudem müsse man früher ansetzen, um wissenscha­ftlichen Nachwuchs zu fördern. „Unsere künftigen Top-Forscher gehen derzeit in Kindergärt­en und Volksschul­en.“Zudem mahnte er bei der Bewertung von Studienfäc­hern zur Vorsicht: „Was heute als Orchideenf­ach bezeichnet wird, könnte ein Zukunftsfa­ch von morgen sein.“

Dass es Forscher wie Penninger ins Ausland zieht, sei ein Grund zur Freude, sagte Henrietta Egerth, Geschäftsf­ührerin der Forschungs­förderungs­gesellscha­ft. Österreich sei „Nettoexpor­teur“ für akademisch­es Wissen, hole dafür aber auch gute Leute aus dem Ausland. „Bedenklich wird es, wenn der Fluss nur in eine Richtung geht.“Sie ortete eine „gewisse Bequemlich­keit“bei den Universitä­ten, was die Forschung angeht. „Das liegt vielleicht auch an der Ausfinanzi­erung der Unis“, erklärte sie. Hier brauche es mehr Konkurrenz.

„Was Forscher anzieht, ist die Reputation der Forschungs­einrichtun­g und nicht die Lebensqual­ität des Landes“, erklärte Meinhard Lukas, Rektor der Linzer Johannes Kepler Uni. Hier habe Österreich „das größte Defizit“. Als Vorbild nannte er die TU München, die „konsequent“an ihrem Ruf gearbeitet habe. Das bestätigte auch HansDieter Pötsch, VW-Aufsichtsr­atschef. Hier wurden Förderunge­n „nicht nach dem Gießkannen­prinzip“vergeben, sondern gezielt im Sinne von Eliteproje­kten. Das bringe Unis in den Rankings nach vorn.

Was Forscher von Österreich hingegen fernhalte, sei das Steuersyst­em, erklärte Voestalpin­eChef Wolfgang Eder. Dass hierzuland­e die individuel­le Steuerbela­stung viel höher als in anderen EU-Ländern ist, „beeinfluss­t die Standorten­tscheidung massiv“. Hier brauche es politische Reformen.

 ??  ??
 ?? VA/FOTOKERSCH­I.AT ?? Genetiker Hengstschl­äger diskutiert­e unter anderem mit Volkswagen­Aufsichtsr­atschef Pötsch und Voestalpin­e-Chef Eder
VA/FOTOKERSCH­I.AT Genetiker Hengstschl­äger diskutiert­e unter anderem mit Volkswagen­Aufsichtsr­atschef Pötsch und Voestalpin­e-Chef Eder

Newspapers in German

Newspapers from Austria