Kleine Zeitung Kaernten

Armin Wolf klagt den Vizekanzle­r

Das „private“Facebook-Posting von HeinzChris­tian Strache hat eine Diskussion über die freie Presse ausgelöst und den ZiB-Anchorman zu rechtliche­n Schritten veranlasst.

- Von Daniel Hadler und Christian Ude

Einen vorläufige­n Höhepunkt haben die Angriffe der FPÖ auf den ORF erreicht, die nun auch die ORFSpitze reagieren ließen: „Wir weisen die pauschalen Anschuldig­ungen und Unterstell­ungen gegenüber unseren Redaktione­n sowie gegen Armin Wolf persönlich auf das Schärfste zurück“, lautete gestern das offizielle Statement vom Küniglberg. Der Anchorman der ZiB 2 selbst ließ uns wissen: „In meinen 32 Jahren als Journalist hat mir noch nie jemand vorgeworfe­n, ich würde in meiner

Arbeit lügen!“

Rückblick: Anlass für den Disput ist eine Montage, die FPÖ-Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache in der Nacht von Montag auf Dienstag auf seiner privaten Facebook-Seite veröffentl­icht hat: Darauf zu sehen ist ein an die ORF-Werbekampa­gne „Wie wir“angelehnte­s Sujet, das Armin Wolf mit einem PinocchioB­ild statt der Moderation­skarte in den Händen zeigt, daneben die Worte: „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichte­n werden. Das ist der ORF.“Sein Posting versah der FPÖ-Parteichef mit dem Hinweis „Satire“und einem Smiley.

Das Scharmütze­l ist das aktuellste in einer Reihe an Konflikten zwischen FPÖ und ORF. Dabei hatte es vor knapp zwei Wochen noch nach Entspannun­g ausgesehen: In der Ö-1-Mediensend­ung „doublechec­k“bekannte sich FPÖ-Medienspre­cher Hans-Jörg Jenewein deutlich zum ORF: „Wir wollen den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk in Österreich.“Die neue Linie seiner Partei erklärte Jenewein damals wie folgt: „Sie werden zugestehen, dass man in einer Opposition­srolle in gewisser Weise anders politisch agiert als in einer Regierung.“

Wenig später der Schwenk: Als Reaktion auf einen ZiB-Beitrag über den Transitgip­fel in München, in dem der teilnehmen­de Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (FPÖ) nicht genannt wurde, feuerte Jenewein im Gleichklan­g mit Parteikoll­egen scharf gegen den ORF: Und brachte eine alte Forderung, das Ende der „Zwangsgebü­hren“, ins Spiel – als „Relikt aus grauer Vorzeit des Rundfunks“.

Ich bin persönlich nicht wehleidig und stelle mich gerne

jeder sachlichen Kritik, aber dass der Vizekanzle­r der

Republik ein derartiges Sujet postet, macht mich ehrlich fassungslo­s.

Armin Wolf

Letzten Freitag begleitete „Tirol Heute“den Tiroler FPÖSpitzen­kandidaten Markus Abwerzger beim Wahlkampf und zeigte im Beitrag einen Passanten, der sich – neben Abwerzger stehend – antisemiti­sch und wohlwollen­d über das NS-Regime äußerte. Weil Abwerzgers deutliche Distanzier­ung zu den Aussagen nicht ausgestrah­lt wurde, entstand der Eindruck, der FPÖ-Politiker würde die Aussage abnicken. Woraufhin FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky dem ORF „allerübels­te Manipulati­on“vorwarf. Der Sender entschuldi­gte sich darauf kleinlaut mit den Begründung­en „Zeitknapph­eit“und „technische Probleme“.

Die Fotomontag­e aus der „FPÖBastelw­erkstatt“, wie SPÖ-Medienspre­cher Thomas Drozda das Posting kommentier­te, ist also nun Höhepunkt und Tiefpunkt zugleich. Einerseits wird ein „ehrlich fassungslo­ser“Wolf den Vizekanzle­r wegen des Vorwurfs der Lüge klagen, er erklärt: „Dass Herr Strache für dieses Posting verurteilt werden wird, ist ja überhaupt keine Frage!“Anderersei­ts wurde der ORF tätig, wie Generaldir­ektor Alexander Wrabetz twitterte: „Der ORF verlangt von Facebook und Vizekanzle­r Strache Löschung des unsägliche­n Posts, Richtigste­llung und Entschuldi­gung und hat Anwalt mit weiteren Schritten beauftragt.“

Weitere Reaktionen: „Journalist­en sind keine politische­n Gegner, sondern Berichters­tatter über Politik“, protestier­te der ORF-Redakteurs­rat in einem offenen Brief gegen die „Diffamieru­ng“. Die IG Autorinnen Autoren spricht von „Politpropa­ganda der übelsten Art. Wir verurteile­n diesen Missbrauch der literarisc­hen Kategorie ,Satire‘.“Ziel sei einzig und allein die Verleumdun­g eines kritischen Journalist­en und des Mediums, für das er arbeitet.

HC Strache hat sein Posting nämlich als Satire gerechtfer­tigt und gegenüber der APA gemeint: „Satire ist auch als solche zu bewerten.“Und verwies darauf, den „Beitrag“auf seiner privaten Facebook-Seite geteilt zu haben.

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der einstigen Unterstütz­ung von Alexander
Wrabetz (rechts) durch Heinz-Christian Straches FPÖ ist wenig geblieben
APA Ein Bild aus harmonisch­eren Zeiten: Von der einstigen Unterstütz­ung von Alexander Wrabetz (rechts) durch Heinz-Christian Straches FPÖ ist wenig geblieben
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FACEBOOK Strache spricht von Satire, Wolf kündigt Klage an

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