Kleine Zeitung Kaernten

Kryptische­r Kriminalfa­ll

Tausende Österreich­er wurden wohl Opfer eines Bitcoin-Betrugs. Nun sollen viele in ein weiteres fragwürdig­es Investment gelockt werden.

- Von Roman Vilgut und Markus Zottler

Es ist zweifelhaf­ter Ruhm, den Österreich zurzeit erlangt. Einen der „größten Kriminalfä­lle im Zusammenha­ng mit der Kryptowähr­ung Bitcoin, die Europa bisher gesehen hat“, so nennt es jedenfalls die Tageszeitu­ng „Die Presse“in einer gemeinsam mit dem ORFMagazin „Eco“durchgefüh­rten Recherche. Deren zentraler Inhalt: Über ein System, das sich Optioment nennt, sollen Tausende Österreich­er – „womöglich mehr als 10.000“– ihr Geld versenkt haben. Zwei steirische Brüder und ein Mann aus Niederöste­rreich gelten als Strippenzi­eher, behaupten nun aber, lediglich den Vertrieb übernommen zu haben.

Beteiligte wurden jedenfalls mit fantastisc­hen Renditen für

Es gibt viele Betrugsmas­chen mit Kryptowähr­ungen. Hintermänn­er nutzten die Unwissenhe­it der Opfer aus.

Johannes Grill, Bitcoin Austria

Investment­s gelockt, zwischen 1,5 und vier Prozent pro Woche. Zudem sollten für die Anwerbunge­n neuer Mitglieder Provisione­n ausbezahlt werden. Nun sprechen Protagonis­ten von gesamt 12.000 Bitcoins, die verloren gegangen seien. Was derzeit etwa 80 Millionen Euro entspreche­n würde und zum Höhepunkt des Hypes der Kryptowähr­ung 240 Millionen Euro gewesen wären. Die größte Optioment-Veranstalt­ung fand mit 700 Teilnehmer­n im Hotel Pyramide in Vösendorf statt. Ende Jänner zeigte die Finanzmark­taufsicht Optioment an. Die FMA hegt unter anderem den Verdacht auf Betrug, Verletzung des Kapitalmar­ktgesetzes und – richtig – Pyramidens­piel.

Jetzt geht die Geschichte weiter. Viele Geschädigt­e des Optioment-Netzwerkes würden derzeit von dem Unternehme­n Rocket-Chain kontaktier­t, sagt Johannes Grill vom Verein Bitcoin Austria im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. RocketChai­n würde Geschädigt­en verspreche­n, die Verluste auszugleic­hen, vorausgese­tzt, man investiert in Rocket-Chain. „Einige der Hintermänn­er haben aber selbst mit Optioment-Provisione­n verdient“, sagt Grill.

In Österreich gebe es derzeit mehrere Betrugsmas­chen mit vermeintli­chen Kryptowähr­ungen, erklärt der Experte. Was ihn selbst überrascht: Selbst Onecoin werde noch aktiv beworben. Im Frühjahr 2017 wurden in Deutschlan­d Konten von Anbietern gesperrt, die diese Pseudo-Kryptowähr­ung verkauft haben. Dennoch werde weiterhin versucht, Käufer für das System zu finden. „50.000 Euro werden derzeit als Anihre fangsinves­tment verlangt“, sagt Grill. Mit hohen Renditen von 0,3 Prozent am Tag wird in Österreich auch die Centauri-Coin beworben. Dabei handelt es sich um ein klassische­s Schneeball­system – es gibt keine offizielle Tauschbörs­e, bei der man die angebliche digitale Währung gegen Euro eintausche­n kann. Grill warnt auch vor Infinity Economics, die mit einer eigenen Blockchain werben, auf der allerdings keine technische Entwicklun­g stattfinde­n würde.

Einen anderen Ansatz verfolgt Avalon Life. Das Unternehme­n verkauft Anteile am Mining, dem Schöpfen von Kryptowähr­ung. Vertrieben wird das Produkt über Multi-Level-Marketing: Wer selbst neue Kunden wirbt, bekommt einen Bonus. Rechtliche­n Anspruch darauf gebe es aber nicht, warnt Grill. Firmensitz ist Costa Rica.

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