„Macht, Geld und Arbeit zwischen Männern und Frauen gerecht teilen“
Zum Frauenvolksbegehren legen Leserinnen dar, worum es sich ihrer Meinung nach zu kämpfen lohnt. Ein Leser stimmt den Anliegen nur teilweise zu und weist auf Lebensbereiche hin, in denen er Männer benachteiligt sieht.
Außensicht „Nichtrauchen und Gleichstellung“, 14. 2., „Es ist unsere Aufgabe, zu weit zu gehen“, 11. 2.
Forderungen nach einer 30Stunden-Woche und einer 50-Prozent-Quote betreffend gleicher Bezahlung und Aufstiegschancen sind vielleicht visionär, in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, einer aktuellen Frauen-Teilzeitarbeitsquote von 70 Prozent und verstärkter Digitalisierung jedoch eine Überlegung wert. Die Bevölkerung Österreichs ist zu 52 Prozent weiblich, das heißt, eine solche Frauen-Quote würde das Frau-Mann-Verhältnis tatsächlich abbilden. Beim Frauenvolksbegehren (FVB) geht es darum, Macht, Geld und Arbeit zwischen Männern und Frauen gerecht zu teilen –, das wollen auch immer mehr Männer, auch sie unterschreiben das Frauenvolksbegehren.
Dem Schutz vor Gewalt stimmt ja wohl jeder vernünftige Mensch zu. Die Forderung nach kostenloser Verhütung ist ebenso vernünftig, oder ist es etwa okay, dass zwar beide Geschlechter Spaß am Sex haben, für die Verhütung bezahlen muss aber die Frau? In Österreich gilt zwar die Fristenlösung bei Schwangerschaftsabbrüchen – nur wird diese in öf- fentlichen Spitälern nicht/oder nur unter ganz besonderen Umständen durchgeführt. Die Forderung danach zeigt, wie doppelbödig unsere Gesellschaft mit ungewollt schwangeren Frauen umgeht.
Ohne engagierte Frauen dürften Frauen noch immer nicht wählen, keine Hosen tragen, nicht an die Uni gehen, kein Auto lenken, nicht alleine ausgehen, ohne Zustimmung des Ehemannes nicht erwerbstätig sein. Jede Frau sollte das Frauenvolksbegehren unterschreiben. Aus Solidarität mit den Frauen, die in der Vergangenheit für unsere heute so selbstverständlich scheinenden Rechte gekämpft haben. Und für unsere Töchter und Söhne und Enkelkinder. Mag. Astrid Malle, Büro für Frauen, Chancengleichheit,
Generationen, Klagenfurt
Zwänge und Chancen
Die Arbeitswelt trennt Kinder von Eltern und Jung von Alt und die Langsamen und Feinfühligen von den Schnellen und „Funktionstüchtigen“. Sie beruht auf Profitdenken, stetem Wachstum und einem mechanistischen Weltbild. Viele Frauen zerreißt es zwischen der Sehnsucht nach Geborgenheit und nach Autonomie, nach dem Recht auf einen Platz und auf Anerkennung in (männlich dominierten) beruflichen Systemen und nach Unabhängigkeit. Das Leben in der Familie fordert manchmal so viel Selbstaufgabe, dass es dazu führt, dass wir Frauen uns darin verlieren. Gleichzeitig sorgt dieser Zwang zur Vereinbarkeit dafür, dass für viele die Gefühle der Fremdbestimmung so zunehmen, dass sie sich niemals finden können – als Frau.
Der Zwang zur Individualisierung und zur Perfektion macht uns zu automatisierten Einzelkämpferinnen. Die Ich-AGs sorgen dafür, dass wir uns entsolidarisieren. Sicher, die Emanzipation hat uns viel gebracht. Allerdings müssen wir Frauen uns jetzt auch noch in diesen männlichen und kapitalistischen Systemen bewähren, wenn wir echt gut sein wollen. Lebendige und mitmenschliche Impulse sind zu unterdrücken. Selbstbestimmung, Mitbestimmung und würdiges Leben, das wäre ein Volksbegehren wert! Wie wollen wir leben in unserer Demokratie, wir Frauen, Männer und Kinder, und, vor allem, wozu leben wir? Und genau diese Fragen sind es wert, das Frauenvolksbegehren zu unterzeichnen. Sabine Felgitsch, St. Margarethen an der Raab
Rosinen
Dort, wo Frauen wirklich benachteiligt werden, gehört raschest „nachgebessert“und der Missstand behoben, z. B. gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Doch schon bei einer flächendeckenden 50-Prozent-Quote sehe ich Probleme, denn Qualifikation und Fähigkeit sollten bei Jobs ausschlaggebend sein! Die 30-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich ist (zur Zeit noch) eine Schnapsidee und wurde in Frankreich auch wieder zurückgenommen, da wirklichkeitsfremd.
Es ist auch zu diskutieren, wo Männer klar benachteiligt werden: Warum müssen Frauen nicht zum Sozialdienst oder Bundesheer? Warum gehen Frauen früher in Pension, wo doch die Lebenserwartung deutlich höher ist? Diese Änderung wird ja erst in circa 15 Jahren voll greifen, warum so lange warten? Klar, dass man da Abschlagszeiten für Karenz einrechnen muss! In fast allen europäischen Staaten gehen Männer und Frauen im gleichen Alter in Pension! Also – wo sie immer noch benachteiligt werden, ist das abzustellen, doch „Rosinen“herauspicken, das geht nicht! Manfred Waldner,
Fulpmes