Julia Lezhneva zählt zu den weltweit führenden Koloratursopranistinnen. Das will die Russin auch morgen in Wien wieder beweisen.
Ihre Eltern sind Geophysiker. Wie kamen Sie zur Musik und speziell zur Alten Musik?
Wir hörten daheim sehr viel klassische Musik und ich kam mit fünf Jahren in die Musikschule. Zum Glück! Denn es hätte auch eine Ballettoder Kunstschule sein können, wie das bei uns üblich ist. Dann übersiedelten wir nach Moskau, und ich bekam auch Sologesangsunterricht. Meine Lehrerin hatte ein eigenes Barockensemble und lud mich ein mitzusingen. Durch sie lernte ich Bach und Händel kennen. Mit zwölf veränderte sich meine Stimme. Damals gab mir meine Lehrerin auch die CD „Viva Vivaldi!“der großen Cecilia Bartoli. Das war ein unglaubliches Erlebnis für mich, ein richtiger Schock. Ich hörte diese Arien immer wieder, tags und nachts. Durch Bartoli und Giovanni Antonini, den Leiter des Ensembles Il Giardino Armonico, wurde ich ein totaler Fan der Barockmusik, die heute ein Teil meiner Seele ist.
Was haben Sie von Bartoli und Antonini gelernt?
Beide haben mich inspiriert und ermutigt. Doch ich möchte noch Marc Minkowski erwähnen: Der Pariser Dirigent wurde für mich mein musikalischer Gottvater, seit ich ihn 2007 erstmals traf. Er lud mich als erster nach Europa ein, um Bachs hMoll-Messe zu singen und aufzunehmen. Er glaubte mehr an mich als ich selbst, und ich war glücklich, von so einer großartigen Persönlichkeit geführt zu werden. Alles war wie ein Traum damals. Bartoli habe ich 2009 in Zürich erstmals getrof-