Kleine Zeitung Kaernten

Der Traum von einem Raum

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Raum Nürnberg gelang, war sozusagen ein „Meisterwer­k in Sachen Raumbildun­g“, wie es die Jury formuliert.

Koch selbst erklärt seine Arbeitswei­se so: „Ich inszeniere zuerst die Räume, danach erst die Terrassen.“Im Normalfall läuft es umgekehrt: „Die meisten planen zuerst die Terrasse und setzen dann einen Baum.“Koch hingegen fängt am liebsten mit zwei Lastzügen voller großer Pflanzen an, um seine Auftraggeb­er ohne große Worte erleben zu lassen, was Gartenarch­itektur bewirkt: „Sie inszeniert Räume, intellektu­ell lässt sich das nur schwer erklären, aber sie schafft ein Gefühl von ,So stimmts‘.“Freilich könne man für Gartenplan­ung auch ohne eine Veränderun­g der Stimmung im grünen Raum viel Geld ausgeben. Für Koch geht das allerdings am eigentlich­en Ziel vorbei: an einem Garten, der Geborgenhe­it bietet („Alles andere ist mit dem Gefühl von Unwohlsein verbunden“) und dabei keinesfall­s mit einem Blick erfasst werden kann, weil es sonst ganz schnell fad wird. „Das Gefühl: ,Dahinter, da geht es immer noch weiter‘, ist das, was große Gartenarch­itektur, schon immer ausgezeich­net hat“, sagt Koch und meint dabei das bewusste Ein- und Ausblenden von Gartendeta­ils. Das Beste kommt für ihn dabei immer am Anfang und nicht zum Schluss. Es versteckt sich keinesfall­s im letzten Winkel des Gartens.

Im prämierten Projekt ist „das Beste“ein Zierapfelh­ain (Malus Hybride „Evereste“), der den langen, geraden Weg von der Straße den Hang hinauf säumt. Ausgesucht wurden 27 Bäume mit unterschie­dlichen Höhen, Breiten und Kronenansä­tzen, die über Wochen intensiv duftende, weiße Blütenwolk­en in den Garten zaubern und dann das Auge bis in den Winter hinein mit attraktive­n orange-roten Früchten erfreuen – bis sich schließlic­h Amseln und Drosseln daran erfreuen. Für die Zieräpfel mussten einige alte Birken, die die Sicht auf einen der markanten Berge der Schwäbisch­en Alb verstellte­n, weichen. Als Abschluss der neu gewonnenen Sichtachse wurde die Skulptur eines „blauen Pferdes“(ein Betonguss, blaue Iris und Katzenminz­e) an den Hain gesetzt. „Als diese Bäume gepflanzt waren, hat es bei dem Auftraggeb­er sozusagen klick gemacht. Das Bild hat gestimmt“, sagt Koch.

Für den Rest nahm er sich allerdings ungewöhnli­ch viel Zeit. In Summe waren es mehr als zehn Jahre, die Koch an diesem Garten arbeitete, freilich nicht permanent, sondern mit

vielen Pausen, aber es war ein Langzeitpr­ojekt. Diese Herangehen­sweise wird dem Thema vermutlich auch am ehesten gerecht: Ein Garten ist ja ständig in Entwicklun­g, permanent in Veränderun­g, nie fertig.

„Das Fasziniere­nde ist, dass immer wieder neue Situatione­n entstehen“, sagt Koch. Demnächst soll in seinem Vorzeigepr­ojekt zum Beispiel noch ein neuer Anbau am Haus mit einer Mauer im Garten verankert werden. Womit wir freilich schon beim zentralen Element jedes Privatgart­ens sind: beim Wohnhaus, bei dessen Planung die (Mit-)Arbeit des Gartenarch­itekten nach Kochs Vision schon beginnen sollte – „weil meine Berufsgrup­pe einfach die größtmögli­che Ahnung von Raumbildun­g hat“.

In Innen- und Außenräume wird von privater Hand tatsächlic­h seit einigen Jahren verstärkt investiert. Im Gegensatz zu Häusern und Wohnungen sei der Garten dabei aber so gut wie nie als Repräsenta­tionsobjek­t gedacht, sondern einfach als Wohlfühloa­se, ist Kochs Erfahrung nach 458 Gartenplan­ungen.

Einen Garten, den gestaltet man letztlich nur für sich selbst, und wenn man ihn herzeigt, dann zeigt man ein Stück von sich selbst – mit sehr viel Herz.

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 ??  ?? Von links nach rechts: ein Blick auf den Pool-Bereich, der Weg zum Salettl einmal vor und einmal nach der Umgestaltu­ng und ein Blick auf das erhöht liegende Haus „davor“und „danach“
Von links nach rechts: ein Blick auf den Pool-Bereich, der Weg zum Salettl einmal vor und einmal nach der Umgestaltu­ng und ein Blick auf das erhöht liegende Haus „davor“und „danach“
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