Österreich jubelt über zwei Mal Bronze
Dominik Landertinger (29) holte im Einzel der Biathleten sensationell Bronze.
Die Biathlonarena, eingebettet in den nordischen Cluster der Winterspiele, war überraschend gut gefüllt. Ein Blick über die Tribünen löste ausnahmsweise einmal keinen Frust aus. Fans schwangen deutsche, schwedische, amerikanische, vereinzelt auch österreichische Fahnen. Das Publikum hatte internationalen Touch, bloß Koreaner sah man wenige. Der älteste aller Biathlonbewerbe ist für Zuschauer eine durchaus zähe Angelegenheit. Er dauert länger als alle anderen, wird aufgrund der versetzten Startzeiten der Athleten schnell unübersichtlich und ist daher nicht nur für die Fernsehregie eine Herausforderung. Und er ist vor allem im Ver- gleich zu Verfolgung und Massenstart spannungsarm. Aus österreichischer Sicht hatte sich unter den Flutlichtern aber ein unerwartet spannendes Rennen entwickelt. Dominik Landertinger, eher als starker Läufer denn als sicherer Schütze bekannt, verfehlte keinen seiner 20 Schüsse, was nur zwei weiteren Athleten gelang. Für jeden Fehlschuss verlangt das Regulativ im Einzel-Rennen eine Strafminute. Hätte sich Landertinger auch nur einen geleistet, er hätte später nicht über Bronze gejubelt, sondern wäre als Siebenter mit leeren Händen dagestanden.
So aber entwickelten sich die 20 Kilometer in der Loipe zu einem Lauf ins Glück, obwohl der Oberösterreicher seiner früheren Laufform nachrennt. Erst
im September hatte er sich einer Bandscheiben-Operation unterzogen, Ende Oktober stieg er ins Training ein und am 5. Jänner war Landertinger im Sprint von Oberhof in den Weltcup zurückgekehrt.
Für Pyeongchang hatten ihn nur kühne Optimisten auf der Medaillenrechnung. Die ersten beiden Bewerbe hatten wenig Hoffnung gegeben, am allerwenigsten dem 29-Jährigen selbst. Nach den Plätzen 25 (Sprint) und 26 (Verfolgung) war er der Verzweiflung nahe, doch dann folgten 20 Schüsse und 20 Kilometer zu Bronze. „Das vergangene Jahr war extrem hart, ich bin wirklich überwältigt“, sagte Landertinger, dessen Stern vor fast exakt neun Jahren an diesem Ort aufgegangen war.
Bei der WM 2009 in Pyeongchang triumphierte der gebürtige Braunauer im Massenstart, ohne davor ein Einzel-Rennen im Weltcup gewonnen zu haben. Ole Einar Björndalen, der erfolgreichste Biathlet aller Zeiten, adelte ihn daraufhin zu seinem legitimen Nachfolger. Eine vage Prognose, der Vergleich hinkt. Landertinger hält mittlerweile bei zwei Weltcupsiegen, der 15 Jahre ältere Björndalen bei 94 (jeweils Einzel). Während Björndalen den Spielen fernbleiben musste – er verpasste die interne Qualifikation – jubelte Landertinger über seine vierte Olympiamedaille. Geschlagen wurde der Routinier nur vom achtfachen Saisonsieger Johannes Thingnes Bö (zwei Schießfehler) und dem fehlerfreien Slowenen Jakov Fak.