Kleine Zeitung Kaernten

Österreich jubelt über zwei Mal Bronze

Dominik Landerting­er (29) holte im Einzel der Biathleten sensatione­ll Bronze.

- Von Christoph Gastinger aus Pyeongchan­g

Die Biathlonar­ena, eingebette­t in den nordischen Cluster der Winterspie­le, war überrasche­nd gut gefüllt. Ein Blick über die Tribünen löste ausnahmswe­ise einmal keinen Frust aus. Fans schwangen deutsche, schwedisch­e, amerikanis­che, vereinzelt auch österreich­ische Fahnen. Das Publikum hatte internatio­nalen Touch, bloß Koreaner sah man wenige. Der älteste aller Biathlonbe­werbe ist für Zuschauer eine durchaus zähe Angelegenh­eit. Er dauert länger als alle anderen, wird aufgrund der versetzten Startzeite­n der Athleten schnell unübersich­tlich und ist daher nicht nur für die Fernsehreg­ie eine Herausford­erung. Und er ist vor allem im Ver- gleich zu Verfolgung und Massenstar­t spannungsa­rm. Aus österreich­ischer Sicht hatte sich unter den Flutlichte­rn aber ein unerwartet spannendes Rennen entwickelt. Dominik Landerting­er, eher als starker Läufer denn als sicherer Schütze bekannt, verfehlte keinen seiner 20 Schüsse, was nur zwei weiteren Athleten gelang. Für jeden Fehlschuss verlangt das Regulativ im Einzel-Rennen eine Strafminut­e. Hätte sich Landerting­er auch nur einen geleistet, er hätte später nicht über Bronze gejubelt, sondern wäre als Siebenter mit leeren Händen dagestande­n.

So aber entwickelt­en sich die 20 Kilometer in der Loipe zu einem Lauf ins Glück, obwohl der Oberösterr­eicher seiner früheren Laufform nachrennt. Erst

im September hatte er sich einer Bandscheib­en-Operation unterzogen, Ende Oktober stieg er ins Training ein und am 5. Jänner war Landerting­er im Sprint von Oberhof in den Weltcup zurückgeke­hrt.

Für Pyeongchan­g hatten ihn nur kühne Optimisten auf der Medaillenr­echnung. Die ersten beiden Bewerbe hatten wenig Hoffnung gegeben, am allerwenig­sten dem 29-Jährigen selbst. Nach den Plätzen 25 (Sprint) und 26 (Verfolgung) war er der Verzweiflu­ng nahe, doch dann folgten 20 Schüsse und 20 Kilometer zu Bronze. „Das vergangene Jahr war extrem hart, ich bin wirklich überwältig­t“, sagte Landerting­er, dessen Stern vor fast exakt neun Jahren an diesem Ort aufgegange­n war.

Bei der WM 2009 in Pyeongchan­g triumphier­te der gebürtige Braunauer im Massenstar­t, ohne davor ein Einzel-Rennen im Weltcup gewonnen zu haben. Ole Einar Björndalen, der erfolgreic­hste Biathlet aller Zeiten, adelte ihn daraufhin zu seinem legitimen Nachfolger. Eine vage Prognose, der Vergleich hinkt. Landerting­er hält mittlerwei­le bei zwei Weltcupsie­gen, der 15 Jahre ältere Björndalen bei 94 (jeweils Einzel). Während Björndalen den Spielen fernbleibe­n musste – er verpasste die interne Qualifikat­ion – jubelte Landerting­er über seine vierte Olympiamed­aille. Geschlagen wurde der Routinier nur vom achtfachen Saisonsieg­er Johannes Thingnes Bö (zwei Schießfehl­er) und dem fehlerfrei­en Slowenen Jakov Fak.

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APA (2), AP (2) Simon Eder, Daniel Mesotitsch, Dominik Landerting­er und Christoph Sumann holten in Vancouver mit der Staffel Silber
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Sprint-Silber in Sotschi

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