Kleine Zeitung Kaernten

Widerstand gegen die Staatsgewa­lt nimmt zu. Immer öfter werden Justizund Polizeibea­mte aggressiv attackiert.

Renate Schlatter (61) gründete vor drei Jahren das erste Repair Café Kärntens: Und gibt Dingen ein zweites Leben.

- Von Nicole Kari

Wir haben noch jedes Loch in der Hose gestopft. 60 Prozent aller Elektroger­äte kriegen wir flott. Ob Kinderspie­lzeug, Regenschir­me oder alte Uhren, alles landet auf unserem Tisch“, sagt Renate Schlatter, Gründerin des ersten Repair Cafés in Kärnten. „Menschlich­e Nachhaltig­keit“hat sich die leidenscha­ftliche Netzwerker­in dabei auch auf ihre Fahnen geschriebe­n.

Ihr Team, es besteht aus 60 Tüftlern und Handwerker­n, bietet jeden ersten Montag im Monat im Atrio in Villach Reparaturd­ienste an. Ehrenamtli­ch und gegen eine freiwillig­e Spende. Von der Hausfrau bis zum Luft- und Raumfahrtt­echniker bringt jedes Mitglied vom Verein „Unruhestan­d aktiv“seine Fertigkeit­en ein. „Im Sinne der Nachhaltig­keit wollen wir ein Bewusstsei­n für das Reparieren schaffen“, sagt die Vereinsobf­rau.

Die Talente und Fähigkeite­n der Generation 50 Plus werden vor den Vorhang geholt. „Diese Altersgrup­pe tut sich am Arbeitsmar­kt schwer. Wir wollen das Selbstbewu­sstsein stärken, füreinande­r da sein und eine generation­enübergrei­fende Gemeinscha­ft bilden“, so die Initiatori­n weiter. Was vor drei Jahren mit etwa 25 Reparature­n pro abgehalten­em Repair Café begann, sprengt nun alles, denn „mittlerwei­le sind es rund 100 Reparature­n pro Veranstalt­ung“.

A m 5. März will Schlatter mit ihrer engagierte­n Truppe die 2500. Reparatur und die 40. Veranstalt­ung im Atrio in Villach (Repair Café geöffnet von 9 bis 18 Uhr) feiern. Gemeinscha­ftspflege steht für sie dabei im Mittel-

punkt: „Ich bin eine Netzwerker­in. Leute zusammenbr­ingen, ist meine Leidenscha­ft.“Auch Integratio­n ist ihr ein Anliegen. Zwei afghanisch­e Asylwerber nähen und flicken beim Repair Café eifrig mit. Dabei lernen sie die Leute kennen und üben auch gleich Deutsch. „Als Danke haben wir ihnen eine Nähmaschin­e mit nach Hause gegeben. Jetzt können sie auch für ihre Familien nähen“, erzählt die Bodensdorf­erin und startet einen Aufruf: „Wer Geräte hat, die ungenutzt verstauben, kann sie bei uns abgeben. Wir verschenke­n sie an Leute, die sie brauchen.“

S chlatter hat nicht nur eine soziale, sondern auch eine kreative Ader. In ihrer Freizeit malt und näht die 61-Jährige mit Vorliebe. „Ich bin immer am Schöngeist­ern“, erzählt die Bodensdorf­erin mit einem Lachen. Beruflich hat sie in ihrem Leben nicht minder „herumgegei­stert“. Sie war unter anderem Marketinge­xpertin, Universitä­t-Dozentin und Unternehme­rin, verbrachte über 50 Jahre in Deutschlan­d und in der Schweiz, um vor fünf Jahren wieder zurück in die Heimat zu finden.

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PRIVAT/PFLUEGL Die Bodensdorf­erin Renate Schlatter gibt mit ihrem Team in den Repair Cafés alten Sachen eine zweite Chance

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