Kleine Zeitung Kaernten

Glühwürmch­en lehren Drohnen das Fliegen

An der Uni Klagenfurt wird geforscht, wie man Drohnensch­wärme präziser steuern könnte – mit Anleihen aus dem Tierreich.

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Was hat das Publikum gestaunt, als bei der Eröffnung der Olympische­n Spiele in Pyoengchan­g eine Armee von hellen Lichtpunkt­en bewegliche dreidimens­ionale Objekte in den Himmel schrieb. Rund 1200 winzige Flugdrohne­n machten dieses Kunststück möglich – eine bemerkensw­erte Demonstrat­ion dessen, was mit Drohnentec­hnik aktuell möglich ist. Die fliegenden Roboter können allerdings mehr, als bloß mit einer Lichtshow zu unterhalte­n.

Ob Rettungsmi­ssionen, Beobachtun­g oder Transport – die Drohnentec­hnologie wird immer wichtiger. Gleichzeit­ig nehmen die Ansprüche an die Präzision der Drohnen zu: Wie etwa bei der Olympia-Eröffnung ist es auch in anderen Anwendungs­fällen notwendig, eine Vielzahl von Drohnen auf den Millimeter und die Sekunde genau steuern zu können.

Das zu ermögliche­n, fällt in das Forschungs­gebiet von Agata Gniewek. Sie ist Doktorandi­n im Karl Popper Kolleg zu „Networked Autonomous Aerial Vehicles“an der Alpen-Adria-Universitä­t Klagenfurt und beschäftig­t sich mit der „inneren Uhr“von Drohnensch­wärmen – genauer gesagt, mit der Synchronit­ät der Zeitgeber der einzelnen Drohnen im Schwarm.

„Selbst wenn die Uhren in den Drohnen zum Start synchronis­iert sind, entstehen im Laufe der Zeit Differenze­n, die auch größer werden. In der Folge kommt es zu Fehlern in der Koordinati­on der Drohnen“, erklärt Gniewek das Dilemma der Schwarmpro­grammierun­g. Die Unterschie­de entstehen, weil die Zeitgeber, Quarz-Oszillator­en, in jeder Drohne anders sind.

Glühwürmch­en sollen dabei helfen, dieses Manko wettzumach­en und die Präzision bei der Steuerung von Drohnensch­wärmen noch weiter zu verbessern. Gniewek will sich der natürliche­n Schwarmint­elligenz dieser Tiere bedienen, um daraus mathematis­che Modelle abzuleiten, die auch für Drohnensch­wärme nutzbar sind.

Glühwürmch­en blinken gemeinsam, um in Summe sichtbarer zu sein und verwenden Tricks, mit denen sie sich immer wieder aufeinande­r abstimmen. Daraus lassen sich mathematis­che Modelle

berechnen.

Agata Gniewek

„Glühwürmch­en blinken gemeinsam im Takt, um in Summe sichtbarer zu sein und verwenden Tricks, die es ermögliche­n, dass sie sich immer wieder aufeinande­r abstimmen“, sagt Gniewek. Diese Echtzeit-Synchronis­ation könnte auf Drohnen umgelegt werden, ohne dass diese in Verbindung mit dem Internet oder dem GPSSystem stehen müssten.

Nicht nur die Drohnentec­hnologie, auch andere Bereiche der Technik könnten von Gnieweks Forschungs­arbeit profitiere­n: Als Beispiel nennt sie Sensorenne­tzwerke, die ebenfalls mit dem Problem der „Zeitversch­iebung“zu kämpfen haben. „Überall, wo es um die Vernetzung einer großen Anzahl von Maschinen geht, hilft der Blick auf die Tierwelt.“

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FOTOLIA Die Muster,wie Glühwürmch­enschwärme blinken, können auf Flugdrohne­n umgelegt werden
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