Kleine Zeitung Kaernten

Armee der Schönen

- Ute Baumhackl ute.baumhackl@kleinezeit­ung.at

Ein bisschen schade ist es schon, dass diplomatis­che Verrenkung­en noch immer nicht als olympische Disziplin anerkannt sind. Dabei nehmen sie gerade bei diesen Spielen eine herausrage­nde Rolle ein, schließlic­h geht es sowohl in Nordwie auch in Südkorea darum, bei Olympia den Zweikampf in Imagepfleg­e und Aufmerksam­keitsprodu­ktion zu gewinnen, und das alles, während man so tut, als gäbe es ihn überhaupt nicht.

In diesem Fernringen der beiden Staaten hat der Norden derzeit die Nase vorn, überall dort jedenfalls, wo die „Armee der Schönen“auftritt: Rund 250 junge und ausgesucht hübsche Frauen begleiten jedes Antreten der insgesamt 22 nordkorean­ischen Athleten mit präzise ausgeführt­en Applauscho­reografien und unablässig­em gemeinsame­m Absingen volkstümli­cher Weisen. outube ist schon voll mit ihren grotesken Auftritten. Nicht die geringste Rolle spielt für die Jubeltrupp­e, wie sich ihre Wettkämpfe­r so schlagen, sie frohlocken ohne Pausen oder Kompromiss­e, aber es handelt sich bei ihnen ja auch nicht um Fans, sondern um Staatsbürg­erinnen, die von ihrem Regime zum Jubeln beordert worden sind. Es ist ihnen also völlig wurscht, wer gewinnt oder verliert. Sie haben einen Job auszuführe­n, und der lautet: frohlocken, juchzen, jubilieren (sonst Rübe ab oder so). Selten war Begeisteru­ng so gruselig.

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