Armee der Schönen
Ein bisschen schade ist es schon, dass diplomatische Verrenkungen noch immer nicht als olympische Disziplin anerkannt sind. Dabei nehmen sie gerade bei diesen Spielen eine herausragende Rolle ein, schließlich geht es sowohl in Nordwie auch in Südkorea darum, bei Olympia den Zweikampf in Imagepflege und Aufmerksamkeitsproduktion zu gewinnen, und das alles, während man so tut, als gäbe es ihn überhaupt nicht.
In diesem Fernringen der beiden Staaten hat der Norden derzeit die Nase vorn, überall dort jedenfalls, wo die „Armee der Schönen“auftritt: Rund 250 junge und ausgesucht hübsche Frauen begleiten jedes Antreten der insgesamt 22 nordkoreanischen Athleten mit präzise ausgeführten Applauschoreografien und unablässigem gemeinsamem Absingen volkstümlicher Weisen. outube ist schon voll mit ihren grotesken Auftritten. Nicht die geringste Rolle spielt für die Jubeltruppe, wie sich ihre Wettkämpfer so schlagen, sie frohlocken ohne Pausen oder Kompromisse, aber es handelt sich bei ihnen ja auch nicht um Fans, sondern um Staatsbürgerinnen, die von ihrem Regime zum Jubeln beordert worden sind. Es ist ihnen also völlig wurscht, wer gewinnt oder verliert. Sie haben einen Job auszuführen, und der lautet: frohlocken, juchzen, jubilieren (sonst Rübe ab oder so). Selten war Begeisterung so gruselig.
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