Loseines Casting-Stars
Der Zweitplatzierte der letzten „Superstar“-Staffel auf RTL versucht sein Glück nun beim Musical. Mit zeitlosen Superhits.
Es gibt Musicals, die haben sich rund um den Planeten ins kollektive Gedächtnis eingeprägt – quer durch alle Bevölkerungsschichten und ganz egal ob Freund der leichten Muse oder nicht. Dazu zählen etwa die „Rocky Horror Show“, „Cats“und auch „Grease“.
Selbst wer nicht zwingend die (absurde) High-SchoolStory oder den Titel des legendären Werks von Jim Jacobs und Warren Casey von 1971 verinnerlicht hat, viele der Songs hat fast jeder auf den Lippen – sei es gesungen oder zumindest gesummt: Von „Summer Nights“über „Greased Lightnin’“und „We Go Together“bis hin zu „You’re the One That I Want“. Am Broadway lief es binnen sieben Jahren 3388 Mal und die Verfilmung mit Olivia Newton-John und John Travolta feiert heuer ihr 40-jähriges Jubiläum.
Tournee:
Nun führt eine neue Tournee „Grease“nach Graz und es ist auch hier nicht auszuschließen, dass sich auch in der Stadthalle unerwartet Herren und Damen neben Ihnen von ihren Sitzen erheben, um in die Klassiker miteinzustimmen oder gar mitzushaken. Weniger lustig ist es allerdings, wenn Ihre Sitznachbarn bei den Dialogen mitsprechen. All dies war bei der Premiere in München
mehrfach zu beobachten. Regie führt der Mürztaler Christian Stadlhofer. Die Hauptrollen spielen die gebürtige Oberösterreicherin Veronika Riedl (als Mauerblümchen Sandy) und Alexander Jahnke (als Danny, der Coole von der Schule).
Castingshow: Der 30-jährige Niedersachse dürfte unermüdlichen Fans des RTL-Castingformats „Deutschland sucht den Superstar“ein Begriff sein: Im Finale der 14. Staffel wurde er im Vorjahr vor Dieter Bohlens Augen Zweiter. „Grease“ist seine erste große Bühnenrolle und das ist spür- wie hörbar. Obwohl er den unwiderstehlichen und lässigen Schönling einer Provinzschule in den USA der 1950er-Jahre verkörpern soll, wirkt er unter seinen „Mitschülern“etwas zu verhalten. Vor allem die laut Drehbuch schüchterne Sandy stiehlt Danny ziemlich die Show – was allerdings aus emanzipatorischer Sicht äußerst zu begrüßen ist.
Die eigentliche Story ist ja haarsträubend, denn letztendlich verfällt Danny Sandy auch deshalb, weil sie sich für ihn – wenn man so will – femininer kleidet. Zeitlos großartig und mitreißend bleibt freilich die Musik, verantwortlich dafür eine sechsköpfige Band unter der Leitung von Ryan Wise. Sie versteht sich sowohl im samtigen Balladenton als auch im fetzigen Rock ’n’ Roll. Die Gefahr, dass die detailverliebt gestaltete und kunterbunte Bühne in der wuchtigen Stadthalle etwas untergeht, ist zwar keine kleine, aber das sympathische Ensemble, die Songs und auch die munteren und originellen Choreografien von Carla Kama und Melissa Williams dürften vom nüchternen Hallenchic gut genug ablenken.
Wer die alten Hadern aus „Grease“liebt und Lust auf eine grelle, neue Show hat, kann sich den hohen Kartenpreis guten Gewissens (ab 51,90 Euro) gönnen.
Für alle anderen
Fans: Der FilmKlassiker ist bei Onlinehändlern schon ab fünf Euro zu bekommen.