Nach einem Jahr U-Haft ein freier Mensch
„Welt“-Korrespondent Deniz Yücel landete am Abend in Berlin.
Deniz Yücel ist frei. Am Nachmittag verließ er das Gefängnis, in den Abendstunden bestieg er eine deutsche Regierungsmaschine, gegen 22.30 Uhr landete er in Berlin. Der Freilassung gingen Geheimgespräche voraus, die deutsche Regierung unterstrich, dass es keinen Deal gegeben habe. Der 44-jährige „Welt“-Korrespondent berichtete seit 2015 aus Istanbul. Doch seit 14. Februar 2017 saß der im hessischen Flörsheim aufgewachsene Sohn türkischer Gastarbeiter im Gefängnis in Silivri bei Istanbul in U-Haft. In einem Haftprotokoll, das er in einer Ausgabe des „Kleinen Prinzen“nach draußen schmuggeln konnte, schrieb der Journalist, der die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft hat, lapidar: „Drei mal 0,5 Liter Wasserflaschen täglich. Wenn man nachfragt, auch mehr. Nie Kaffee oder Çay.“Çay ist ein türkischer Tee. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel war empört: Yücel habe „nichts anderes getan, als seiner Arbeit nachzugehen“. Außenminister Sigmar Gabriel sagte, Yücel sei eine „Geisel“, und ließ bis zuletzt auf diplomatischem Wege nichts unversucht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdog˘an konterte: Yücel sei ein „Helfer der Terroristen“, ein „Feind der Türkei“. Die „Welt“hielt fest, dass ihr Korrespondent in U-Haft gekommen sei, weil er über E-Mails des türkischen Energieministers, Erdog˘ans Schwiegersohn, berichtet hatte, die das linke Hacker-Kollektiv RedHack in Umlauf gebracht hatte. Im Vorjahr heiratete der türkische Staatsfeind, der neun Monate isoliert in einer Zelle saß, seine Freundin, die TV-Produzentin Dilek Mayatürk. Gestern Nachmittag twitterte Yücels Anwalt ein Foto, auf dem sich das Paar umarmt: vor dem Gefängnis.