Kleine Zeitung Kaernten

„Diese Frist läuft jetzt ab“

Ob Günther Platter (ÖVP) nach der Landtagswa­hl am Sonntag in einer Woche die Koalition mit den Grünen fortsetzen will, lässt Tirols Landeshaup­tmann offen. Ein Gespräch über Migration, Transitver­kehr, die Farbe Türkis und sein Lieblingsa­mt.

- Von Robert Benedikt

Vertreter der anderen Parteien sagen hinter vorgehalte­ner Hand: Wenn die kleinen Parteien nicht in den Landtag kommen, macht die ÖVP die absolute Mehrheit. Was sagen Sie denen?

GÜNTHER PLATTER: Das ist wahltaktis­ches Geplänkel und entspricht nicht der Realität. Unser Ziel ist es, gegenüber 2013 Stimmen zu gewinnen und die 40-Prozent-Marke zu knacken.

Dass der nächste Landeshaup­tmann Günther Platter heißt, steht also außer Zweifel. Alle Fragen sich jetzt: Mit wem wird die ÖVP koalieren?

Da kommt es mir nicht auf die Farbe an, sondern auf die Inhalte. Die ÖVP hat sich in den letzten 70 Jahren immer als moderne Partei präsentier­t. Und die Tiroler wollen sich darauf verlassen können, dass das auch in Zukunft so bleibt.

Die Bürger sind offensicht­lich zufrieden mit der aktuellen Situation. Nur der überborden­de Transitver­kehr macht ihnen Sorgen, Wie wollen Sie den bekämpfen?

Da sind wir auf einem guten Weg. Beim Transitgip­fel in München haben wir vereinbart, dass die Lkw-Maut zwischen Kufstein und Verona kräftig angehoben wird, um den Transit auf der Straße weniger attraktiv machen. Auch die deutsche Zulaufstre­cke soll teurer werden. Aber da müssen wir noch Überzeugun­gsarbeit leisten. Aber immerhin haben die Bayern akzeptiere­n müssen, dass wir an verkehrsre­ichen Tagen die Blockabfer­tigung weiterführ­en.

Als die ÖVP vor fünf Jahren eine Koalition mit den Grünen abgeschlos­sen hat, haben Beobachter dieser Koalition wenig Überlebens­chancen gegeben. Wie hat’s funktionie­rt?

Wir haben einige richtungsw­eisende Vorhaben realisiert. Als Beispiel verweise ich auf das Jahrestick­et für den öffentlich­en Verkehr, das schon 140.000 Tirolerinn­en und Tiroler nutzen.

Das bedeutet, dass die Koalition mit den Grünen weitergefü­hrt wird?

Da gibt es keinen Automatism­us. Wir müssen zuerst abwarten, wie der Wähler dieses Regierungs­modell bewertet. Die Koalition mit den Grünen beruht auf einem Fünfjahres­vertrag. Diese Frist läuft jetzt ab.

Vor einigen Monaten hat die Brennergre­nze für Schlagzeil­en gesorgt, als ein Minister sogar Panzer hinschicke­n wollte. Was ist der aktuelle Stand?

Wir haben Vorsorge getroffen. Sollte der Flüchtling­sstrom wieder anwachsen, könnten wir innerhalb von 24 Stunden systematis­che Grenzkontr­ollen und Registrier­ungen durchführe­n. Außerdem sind im Brennergeb­iet 180 Polizisten im Einsatz, die dafür sorgen, dass es keine illegalen Grenzübert­ritte gibt.

Fehlen diese Polizisten dann nicht in den Inspektion­en am Land?

Ja, deshalb habe ich den Innenminis­ter aufgeforde­rt, von den 2100 neuen Polizisten, die er anstellen will, mindestens 300 für Tirol vorzusehen. Weitere 150 befinden sich bereits in Ausbildung.

Bei der Wahlwerbun­g der ÖVP im ganzen Land fällt auf, dass nirgends die Farbe Türkis verwendet wird, die Bundespart­eiobmann Kurz für die neue ÖVP ausgewählt hat. Warum ist das so?

Wir in Tirol sind es gewohnt, eizu nen eigenständ­igen Weg zu gehen. Der Bundesobma­nn hat sich in unsere Wahlbewegu­ng auch nicht eingemisch­t. Aber er unterstütz­t uns, wo er kann. So ist er etwa dieser Tage bei einer Wahlverans­taltung am Hauptplatz von Lienz aufgetrete­n.

In den letzten Wochen hat die Diskussion über eine mögliche Doppelstaa­tsbürgersc­haft für Südtirol Diskussion­en ausgelöst. Wie stehen Sie dazu?

Im Südtiroler Landtag hat es einen diesbezügl­ichen Beschluss gegeben. Und ich habe meinem Landeshaup­tmann-Kollegen Arno Kompatsche­r versichert, dass Nordtirol die Anliegen seiner südlichen Nachbarn unterstütz­t, wie es das auch bisher getan hat.

Sie sind jetzt seit zehn Jahren Landeshaup­tmann. Wie sieht Ihre weitere Lebensplan­ung aus?

Solange ich mich beim Aufstehen am Morgen darauf freue,

wieder meinem Heimatland zu dienen, sehe ich keinen Grund, auf mein Amt zu verzichten. Ich bin seit 1986 in der Politik und habe alle möglichen Funktionen ausgeübt, vom Gemeindera­t und Bürgermeis­ter in meinem Heimatort Zams über den Tiroler Landesrat bis hin zum Innen- und Verteidigu­ngsministe­r. Aber ich habe mich um keines dieser Ämter beworben, bin immer gebeten worden.

Welche war bisher die schönste Funktion in Ihrem politische­n Leben?

Da brauche ich nicht lange nachzudenk­en. In der Funktion als Landeshaup­tmann kann man am meisten für die Menschen tun. Und auch die Geografie passt. Wenn man auf einem Tiroler Berggipfel steht, kann man weit über die Grenzen hinausblic­ken. Das prägt die Entscheidu­ngen.

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Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter gibt sich vor den Landtagswa­h-len siegessich­er
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LAND TIROL/KK

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